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Herbstausflug und Pilz-Suche im Weitmarer Holz

Es ist Mitte September und der Herbst steht vor der Tür. Wie jedes Jahr nehme ich mir zu dieser Zeit ein paar Aktivitäten für diese schöne Jahreszeit vor und erstelle eine Bucket List. Drei Ideen haben wir hier schon für euch zusammengestellt. Doch ein Punkt, den wir vergangenes Jahr nicht mehr geschafft haben, steht dieses Jahr ganz oben auf der Liste: Pilze sammeln. Ich dachte immer, dafür müsste man im Sauerland oder in der Nähe anderer großer Waldgebiete leben, doch Pilze sammeln geht auch hier in Bochum.

Ich esse Pilze sehr gerne, doch selbst welche gesammelt habe ich noch nie. Wie der Zufall so will, bekomme ich in unserer Büro-Küche ein Gespräch meines Kollegen Markus mit. Er sammelt bereits seit 25 Jahren hobbymäßig Pilze. Alles klar, das war ein Zeichen. Zwei Wochen später habe ich Markus überredet, zusammen mit mir und meinem Kollegen Dustin, der das Thema auch sehr interessant findet, einen Waldspaziergang zu machen und uns ein paar seiner Tipps zu verraten.

In Bochum gibt es drei Waldgebiete, in denen ihr euch auf die Suche nach Pilzen begeben könnt: Das Weitmarer Holz, das Berghofer Holz und das Waldgebiet am Kalwes. Wir entscheiden uns für das Weitmarer Holz, welches mit 80 Hektar Waldfläche die größte zusammenhängende Waldfläche Bochums ist (das sind umgerechnet über 112 Fußballfelder, falls ihr euch die Größe so etwas besser vorstellen könnt). Hier findet ihr alten Baumbestand mit Eichen und Buchen. Ein Highlight ist außerdem das Gehege mit Damwild und Wildschweinen. Ausgestattet mit Korb, Messer und einem Pilz-Ratgeber machen wir uns auf den Weg.

Bevor wir starten noch zwei Hinweise: Wir sind keine Experten und geben hier nur ein paar Tipps. Wenn ihr euch unsicher seid, lasst den Pilz lieber stehen und verzehrt ihn im Zweifel nicht. Außerdem müsst ihr im Weitmarer Holz beachten, dass man die Wege aufgrund von Bergbauschäden nicht verlassen darf. Ich habe mich gefragt, ob man sich dann überhaupt auf Pilz-Suche begeben kann, doch Pilze wachsen auch am Wegesrand. Man muss also nicht besonders tief in den Wald hinein gehen. Im Gegenteil: Pilze mögen das Licht und das ist am Wegesrand gegeben.

Während wir das Waldgebiet betreten, gibt Markus uns als Laien ein paar Infos, wann und wo man Pilze am besten sammeln kann. Generell gelten die Monate September und Oktober als Haupterntezeit. Wenn es feucht ist, viel geregnet hat und warm war, sind die Chancen am größten. Wichtig sind also drei Faktoren: Licht, Feuchtigkeit und Wärme. Von den Bedingungen her wäre heute ein optimaler Tag. Mal schauen, ob wir Erfolg haben. Während Markus vorneweg läuft und gezielt den Wegesrand absucht, genießen wir erst einmal die Kühle des Waldes. Es ist immer wieder schön, von der Stadt aus so schnell im Grünen mitten in der Natur zu sein.

Markus erzählt uns, dass er am liebsten Steinpilze, Pfifferlinge und Maronen sammelt. Die kann man eindeutig erkennen – man will ja keine Giftpilze sammeln. Hierzu fällt uns ein bekanntes Pilz-Sprichwort ein: „Jeden Pilz kann man essen, zumindest einmal“. Haha. Aber Spaß beiseite, man sollte sich bei der Pilzbestimmung wirklich sicher sein, denn einige Speisepilze haben einen giftigen Zwilling - der echte Pfifferling und der falsche Pfifferling beispielsweise. Hättet ihr es gewusst? Wenn man sich nicht hundertprozentig sicher ist, sollte man den Pilz lieber stehen lassen. So macht es auch Markus, der sich daranhält, was sein Opa ihm beigebracht hat.

Nachdem wir etwas tiefer in den Wald gelaufen sind, fällt Markus der erste Pilz auf. Nein, der ist leider nicht essbar, hat dafür aber eine andere Eigenschaft: Markus tritt auf den kugelförmigen Pilz drauf und plötzlich tritt grauer Staub hervor. Das war ein Bovist. Tritt man auf ihn drauf, setzt er schlagartig eine Staubwolke frei.

Bis jetzt haben wir noch keine essbaren Pilze gefunden, dafür sind wir beim Damwild-Gehege angelangt. Dustin begrüßt ein Mufflon, das neugierig an den Zaun kommt.

Nach einer kurzen Pause gehen wir weiter und ich bemerke, dass Markus immer wieder in Richtung Himmel schaut. Er guckt sich an, welche Bäume hier wachsen. Je nach Pilzart geben die Baumart und Bodenbeschaffenheit Hinweise, wo man suchen muss. Der Pfifferling wächst beispielsweise in Misch-und Nadelwäldern auf sandigem Boden. Den erkennt man im Wald daran, dass die Hummus-Schicht nicht so dick ist. Es liegen also wenig Blätter oder Äste auf dem Waldboden. Auch Moos kann ein Indiz sein, dass hier Pfifferlinge wachsen. Eichen hingegen sind ein gutes Indiz für Steinpilze.

Noch eine interessante Info: Pilze kommen immer an der gleichen Stelle wieder. Wenn man an einem Baum also Steinpilze findet, merkt man sich die Stelle und kann im nächsten Jahr zu den passenden Bedingungen dort zu großer Wahrscheinlichkeit wieder Steinpilze finden. Aber: Bekannte Pilzstellen der Sammler sind geheim und werden nicht verraten.

Der Boden im Weitmarer Holz scheint an diesem Tag doch schon etwas zu trocken zu sein und wie es aussieht, haben wir heute kein Glück. Nach einer guten Stunde haben wir zwar ein paar Pilze gefunden, die sind allerdings nicht genießbar. Moment, jetzt fragt ihr euch sicher, woher die Pilze oben auf dem Bild kommen. Da wir ja immer auf alles vorbereitet sind, waren wir heute morgen schon auf dem Markt und haben dort – für den Fall der Fälle – ein paar Pilze besorgt. Nur für das Foto, wir geben es zu. Wenn ihr es euch also bequemer machen möchtet, könnt ihr auch auf dem Wochenmarkt eine große Auswahl an Pilzen bekommen.

Schade, dass wir heute keinen Erfolg hatten, doch ich finde es nicht schlimm. Wir haben einen schönen Ausflug ins Grüne gemacht, hatten einen wunderbaren Nachmittag und haben so viel Neues erfahren, das ist doch auch viel wert. Und wenn ihr Erfolg habt, solltet ihr die Pilze sofort nach dem Sammeln verarbeiten. Dann mit frischen Kräutern schön anbraten und mit Sahne ablöschen. Dazu passen Tagliatelle oder Schweinemedaillons. Lecker!

verfasst von Lisa September 2023

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