Im Herbst und Winter häufen sich die Tage, an denen das Wetter nicht gerade zu Outdoor-Aktivitäten einlädt. Wer trotzdem etwas unternehmen will, kann sich eines der vielen Museen oder eine Kunstausstellung anschauen. Wir – das sind diesmal Lara, Tomke und Felix – stellen euch fünf besondere Orte in Bochum vor, die über eine Bilderschau hinaus gehen.
Einzelansicht
Fünf besondere Museen in Bochum
Showroom Kunst
Ein außergewöhnlicher Ausstellungsraum in vielerlei Hinsicht ist der Showroom Kunst. Seit 2022 bietet Fotograf Günter Scholten einen Raum an der Oskar-Hoffmann-Straße 46 für Künstler an. Die können an einem Freitag von 16-20 Uhr in dem umgebauten Büro auf 12 Quadratmeter ihre Vernissage feiern und bis Sonntag von 16-19 Uhr ausstellen. Dann folgt der nächste Künstler – Woche für Woche, sodass insgesamt 52 Ausstellungen pro Jahr stattfinden. Scholten organisiert dabei hinter den Kulissen, für die Ausstellungen selbst sind die Künstler allein zuständig, wie sie die drei Wände und den Flur gestalten. Dafür zahlen sie nur einen kleinen Obolus. Scholten ist es wichtig, dass die künstlerische Freiheit erhalten bleibt, auch deswegen ist der Showroom komplett unabhängig und niederschwellig – jeder hat hier die Chance auszustellen. Der Showroom ist auch ein Schnittpunkt der freien Szene geworden.
Als wir an einem Freitagabend zu Besuch sind, sehen wir schon, dass es im Eingangsbereich richtig voll ist – rund 50 Interessierte haben sich zusammengefunden, quatschen und trinken miteinander. Hier herrscht richtig gute Stimmung! Ein DJ sorgt außerdem für musikalische Begleitung. Wir gehen aber erstmal an dem Pulk vorbei und erhaschen durch das Fenster einen ersten Blick auf die Ausstellung. Dann geht es zurück ins Getümmel, wo zuerst auffällt, dass hier kein unbedingt typisches Kunstpublikum zusammenkommt. Hier ist von 16 bis 80 Jahren gefühlt jede Altersklasse dabei, ob Nachbar, Graffiti-Künstler oder Kunstprofessor. Auch einen Dresscode gibt es nicht, sodass sich jeder von uns gleich wohl fühlt und wir schnell mit den anderen Menschen ins Gespräch kommen. Die Kunst steht natürlich im Vordergrund und beeindruckt an den sonst nackten Wänden ebenso wie der Katalog, der zeigt, wie vielfältig die Ausstellungen hier sind. Es ist fast alles dabei. Bei wem nun Interesse geweckt ist, dem sei ein Blick auf die Homepage empfohlen, wo alle Künstler und Termine vermerkt sind (ab dem 20. Dezember gibt es auch einen kleinen Weihnachtsmarkt). Übrigens fällt 2025 der Freitag weg, dafür ist samstags und sonntags dann länger geöffnet.
Eisenbahnmuseum Bochum
Nirgendwo in Deutschland kann die Geschichte der Eisenbahn so lebendig und umfangreich nachvollzogen werden wie im Eisenbahnmuseum in Dahlhausen. Am Standort eines ehemaligen Bahnbetriebswerkes sind über 120 historische Fahrzeuge beheimatet, darunter eine betriebsfähige Dampflokomotive und seit neustem ein Transrapid. Das Areal hat eine Fläche von insgesamt 46.000 Quadratmetern und ist damit das größte private Eisenbahnmuseum Deutschlands. Alles hat hier riesige Dimensionen, wie die beeindruckende 20-Meter-Drehscheibe, mit der die Züge vom Ringlokschuppen auf die Schiene gebracht werden. Denn die Loks werden hier nicht nur ausgestellt, sondern fahren auch regelmäßig aus. Hier könnt ihr unseren Bericht von einer Fahrt mit der Dampflok durch das Ruhrtal lesen.
Bei unserem Besuch an der Dr.-C.-Otto-Straße 191 sind wir aber auch ohne fahrende Lokomotiven fasziniert. Die vielen historischen Fahrzeuge versetzen uns in eine andere Zeit, kleine Infoschilder klären uns über die Hintergründe auf. Echtes Nostalgie-Feeling! Einige der Züge können sogar bestiegen werden und bieten ein tolles Fotomotiv. Überhaupt sehen wir einige professionelle Fotografen, die sich viel Mühe beim Ablichten der Loks geben. Auch über die Fahrzeuge hinaus entdecken wir viele interessante Dinge, wie Wasserturm, Wasserkran und Bekohlungsanlage. Beeindruckend ist übrigens auch das markante Empfangsgebäude, in dem neben einer weiteren Lok Kunst ausgestellt ist. Ein Besuch lohnt sich nicht nur für Eisenbahnfreunde. Allerdings geht das Eisenbahnmuseum ab dem 18. November bis zum 1. März in die Winterpause. Interessierte können am 9. und 10. November noch die Workshops mitnehmen, bei denen mit den Ehrenamtlichen gemeinsam an den Loks gearbeitet wird. Sonderfahrten mit der Dampflok finden aber auch während der Winterpause statt.
Museum unter Tage
Das Museum unter Tage ist 2015 entstanden und im Schlosspark in Weitmar zu finden. Bei unserem Besuch bemerken wir jedoch schon im Park selbst überall Kunstwerke. So auch die bunten Säulen, die uns auf dem Weg zum Museum begleiten. Verwaltet wird das Museum unter Tage vom Verein Situation Kunst. Um zu den Ausstellungen zu gelangen, begeben wir uns nach unserer Ankunft unter die Erde. Uns erwarten auf rund 1400 Quadratmetern offene Räume mit hohen Decken. Zwei Drittel dieser Fläche nimmt die Dauerausstellung „Weltsichten“ ein. Mehrere hundert Landschaftsbilder seit dem 15. Jahrhundert gibt es hier zu entdecken und zu bestaunen. Durch die Stille, die Abgeschiedenheit und die Gestaltung der Räume können wir uns ganz auf die Kunst fokussieren. Dazu gibt es keinerlei Beschreibungen an den Wänden. Darüber hinaus ist es möglich, Führungen und Audioguides zu buchen.
Am 7. November öffnet die neueste der Sonderausstellungen, die das letzte Drittel der Fläche des Museums einnimmt. „Ideen – Geste – Raum“ heißt diese und wird wie alle Sonderausstellungen von verschiedenen Instituten der Ruhr-Universität kuratiert. An ihrer Entstehung sind deswegen immer Studierende beteiligt. Die Werke bleiben ein Semester im Museum und werden dann, wenn möglich, auf bundes- oder sogar europaweite Museumsreise geschickt. Erst einmal beindrucken uns jedoch die Werke, die hier in Bochum zu sehen sind. Unser Besuch im Museum unter Tage hat bei uns einen sehr nachdrücklichen und nachdenklichen Eindruck hinterlassen, über den wir uns noch lange unterhalten könnten.
Kunstbunker
Der Kunstbunker Bochum an der Bessemerstraße vereint Geschichte und Kunst auf faszinierende Weise. Auf 240 Quadratmetern bieten die original belassenen Bunkerwände eine eindrucksvolle Kulisse für Ausstellungen, Installationen und Performances. Die früheren Kojen, einst als Schutzräume gedacht, sind heute Räume für Kunst. Ursprünglich als Durchfahrtsbunker konzipiert, wurde der Bau nie vollendet und dient heute als Eingangshalle. Im Jahr 2020 als Projekt des Bochum Fonds eröffnet, hat sich der Kunstbunker zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt und bereichert mit seiner Strahlkraft über den Stadtteil Stahlhausen hinaus.
Aktuell zeigt der Kunstbunker bis zum 16. November Werke aus dem Spätwerk des Künstlers Hänner Schlieker, der vor 100 Jahren geboren wurde und ehemaliger Vorsitzender des Bochumer Künstlerbundes war. Malerei und Druckkunst werden dabei durch Exponate aus seinem künstlerischen Koffer ergänzt und können mittwochs von 16 bis 19 Uhr, sowie samstags von 14 bis 17 Uhr bestaunt werden. Die Atmosphäre des Bunkers wartet auf starke Werke, die sich von den historischen Wänden abheben. Jede Ausstellung stellt den Kunstbunker immer wieder neu dar und lässt ihn komplett anders erscheinen. Der Besuch des Kunstbunkers lohnt sich demnach bei jeder Ausstellung. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Künstlerbunds geben den Besucherinnen und Besuchern zudem spannende Einblicke in die Ausstellung und helfen mit weiteren hilfreichen Informationen eine nähere Verbindung mit den Werken aufzubauen. Mehr über die Ausstellungen findet ihr online unter: https://kunstbunker-bochum.de/in-planung/.
Deutsches Bergbau-Museum
Eines der bekanntesten Museen in Bochum ist das Deutsche Bergbau-Museum mit dem Förderturm, der aktuell wegen Sanierungsarbeiten noch verdeckt und nicht begehbar ist. So sieht das Museum an der Herner Straße (Am Bergbaumuseum 28) nun auch schon von außen wie ein großes, verdecktes Kunstwerk aus – das erinnert mich sofort an das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude, die 1995 den Reichstag in Berlin verhüllten. Im kommenden Jahr soll das Fördergerüst wieder zugänglich sein, doch auch darüber hinaus gibt es viele Gründe, das Bergbau-Museum zu entdecken.
Bis Mai 2025 kann in der Sonderausstellung „Doppelbock auf Museum“ die Geschichte des Fördergerüstes nachvollzogen werden. Viele interaktive Stationen, wie eine „Hördusche“, machen den Rundgang richtig lebendig. Und selbst auf den fantastischen Ausblick vom Förderturm müssen wir nicht verzichten: Ein 360-Grad-Panorama versetzt uns virtuell auf 70 Meter Höhe. In weiteren Rundgängen stehen Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst im Fokus. Auch hier lohnt sich ein Besuch. Ein absolutes Highlight für uns ist der Gang unter Tage. Zurzeit müssen dafür die Treppen genommen werden, insgesamt 120 Stufen – doch nach dem Abstieg sind wir im Anschauungsbergwerk mittendrin im Bergbau-Alltag. Einfach faszinierend! Bei speziellen Führungen ist sogar ein echter Bergmann dabei, der alles nochmal detailliert und aus eigener Sicht erklärt. Die Gästeführer sind echte Originale. Wer noch nicht unter Tage war, sollte einen Besuch nachholen. Bald ist auch der Fahrstuhl wieder verfügbar.
verfasst von Lara, Tomke und Felix November 2024
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