Dass Bochum über viele sehenswerte Naturlandschaften verfügt, haben wir schon an einigen Stellen von „Blume im Revier“ gezeigt. Der Ausflug durch Bochums grüne Lunge mit den historischen Fahrzeugen des Eisenbahnmuseums ist aber nochmal etwas ganz Besonderes. Von April bis Oktober fährt die Ruhrtalbahn von Dahlhausen aus dreimal im Monat bis Wengern-Ost in Wetter und zurück, mitten durchs Grün und an zahlreichen Industriedenkmalen vorbei. Die Zugmaschine ist entweder die Diesellok V100 von 1962, der „Schweineschnäuzchen“ genannte Wismarer Schienenbus von 1936 oder eine Dampflok der Baureihe 38 von 1918, wie bei unserer Fahrt durch das Ruhrtal.
Einzelansicht
Mit der Dampflok durchs Ruhrtal
Die Fahrt mit der Ruhrtalbahn beginnt für uns, das sind diesmal Lisa und ich, Felix, im Eisenbahnmuseum in Dahlhausen an der Dr.-C.-Otto-Straße. Hier auf dem rund 46.000 Quadratmeter großen, ehemaligen Bahnbetriebshof mit über 120 historischen Fahrzeugen haben sich schon einige Interessierte versammelt, um in den Museumszug zuzusteigen. Wir bleiben erstmal außen hängen, denn die preußische P8, wie diese Dampflok bezeichnet wird, ist ein wirklich beeindruckendes Gefährt. Der Dampf steigt schon aus dem Kessel – knapp 1200 PS stecken hinter der schwarzen Verkleidung. Ich fühle mich irgendwo zwischen Starlight Express und Hogwarts Express. Da ertönt auch schon das laute Signal, das den Start der Fahrt ankündigt. Wir sind gespannt, wo sie uns hinführt.
Wir suchen uns einen Platz in den stilechten und urigen Wagons, die von 1923 bis 1943 stammen. Hier lebt das Flair vergangener Zeiten auf, mit feinsten Stoffen für die Sitzpolsterung, massig Beinfreiheit und vielen historischen Details, wie einem Schild, das darauf hinweist, nicht in den Wagen zu spucken. Wenn Fragen aufkommen, sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter sofort zur Stelle – sie sind nicht nur in zeitgemäßer Kleidung angezogen, sondern wissen auch viel über die Historie der Fahrzeuge und die Technikgeschichte zu berichten. Da muss man schon fast aufpassen, dass man die schöne Strecke nebenbei nicht verpasst. Später freuen wir uns außerdem über die Snacks, die das Personal im Zug anbietet. Darüber hinaus gibt es auch einen Speisewagon.
Die 23 km lange Strecke, die ein Stück weit den Ruhrtalradweg begleitet, hat nach dem Eisenbahnmuseum zehn Stationen auf dem Plan und verbindet dabei einige Standorte der Route Industriekultur: ob das LWL-Industriemuseum Henrichshütte, das Muttental, das Gruben- und Feldbahnmuseum Theresia oder die Zeche Nachtigall. Dazu kommen spannende Orte wie der historische Ortskern von Hattingen, die Burg Blankenstein, das Haus Kemnade und der Kemnader See. Und das Schönste: Die Fahrt führt durch das wunderbare grüne Ruhrtal und an der Ruhr vorbei durch wirklich malerische Landschaften. Dazu das Rattern des Zuges, der Dampf aus der Lok – es ist ein bisschen wie im Märchen.
Die Eisenbahnstrecke durch das Ruhrtal wurde 1874 ursprünglich erbaut, um Kohle aus den Zechen abzutransportieren. Heute sind die Zechen von damals Industriedenkmale und mit der grünen Landschaft drumherum tolle Ausflugsziele. So ist es auch an jeder Station möglich, auszusteigen, sich umzuschauen und nachher auf der Rückfahrt wieder von der Ruhrtalbahn, die an ihren Einsatztagen zwei Runden dreht, mitnehmen zu lassen. Die Fahrt lässt sich auch gut mit anderen Verkehrsmitteln kombinieren: Die Fahrrad- und Kanumitnahme ist möglich, außerdem befinden sich einige Anlegestellen für Schiffe direkt an den Haltepunkten der Ruhrtalbahn. Wir bleiben aber im Zug und genießen die wunderbare Strecke.
Wir kosten die Fahrt in vollen Zügen aus, ein Highlight wartet aber noch auf uns: die Mitfahrt im Lokführerstand. Nachdem wir die gerade frisch sanierte Dampflok hochgeklettert sind, bekomme ich das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Überall wackelt, zischt und brummt es – 12 bar beträgt hier der Kesseldruck. Ich schaue dem Lokführer über die Schulter und bin beeindruckt von der vielen Technik, die in der 110 Tonnen schweren Dampflok steckt. Zwischendurch werden Kohlen in den 200 Grad heißen Ofen nachgelegt. Ich kann die Dampflokfahrt jetzt mit allen Sinnen spüren, dieses Erlebnis werde ich so schnell nicht vergessen und kann von daher eine große Empfehlung für die Fahrt mit der Ruhrtalbahn geben.
verfasst von Felix
August 2024
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