Wusstest du, dass Kaffee über 800 Aromen hat? Damit sich diese Aromen entwickeln können, wird viel Expertise und Erfahrung bei der Röstung benötigt. Guten Kaffee herzustellen ist eine Kunst, die schon vor der Zubereitung beginnt – bei der Auswahl der Kaffeebohnen und dem anschließenden Röstverfahren.
Wir haben drei Kaffeeröstereien in Bochum besucht. Bei allen drei Röstereien kannst du die angebotenen Kaffeesorten vor Ort probieren. Wenn du dich dann für eine Sorte entschieden hast, kannst du die Bohnen entweder ganz oder für deine jeweilige Maschinenart zubereitet kaufen und hast so den perfekten Kaffee zu Hause (oder im Büro).
Baristoteles
Im Schlosspark-Weitmar kann man insbesondere bei schönem Wetter viel Zeit verbringen. Sowohl das Museum unter Tage als auch das Baristoteles sind aber auch gute Gründe für einen Besuch bei schlechtem Wetter.
Das Baristoteles mit Cafébetrieb und Rösterei ist nicht zu übersehen: Es befindet sich im Kubus, der in die Ruine eines Herrenhauses aus dem 16. Jahrhundert eingebaut ist. Die Kombination aus Alt und Neu ist immer wieder faszinierend und über eine Doppeltreppe gelangen wir ins Baristoteles. Auch hier zieht sich das Zusammenspiel von Alt und Neu durch: Die Räumlichkeiten wirken durch das Zusammenspiel von weißen Wänden, Holzelementen und Bergbauelementen total modern, obwohl dafür Materialien recycelt wurden, zum Beispiel frühere Kirchenbänke und das Haltestellenschild „Schauspielhaus“.
Inhaber Simon beschäftigt sich bereits seit 14 Jahren mit Kaffeebohnen und den chemischen Prozessen der Rösterei. Er hat neben dem Studium damit begonnen und dazu einen alten Hähnchengrill umgebaut. Seit 10 Jahren führt Simon das Baristoteles (früher noch im Ehrenfeld und seit 2016 im Schlosspark Weitmar) und hat das Handwerk mit Gespür und Technik verfeinert - das beweisen auch die ganzen Maschinen, die man im Lokal sieht. Die Leidenschaft für DIY und Upcycling zeigt sich auch in den Möbeln; so ist das Haltestellenschild in eine Sitzbank integriert und auch die Tische wirken, als könnten sie viele Geschichten erzählen.
Eigentlich wollten wir erstmal ganz klassisch einen Cappuccino probieren, doch der Tisch füllt sich nach und nach mit Getränken: Simon bereitet uns Infusion, Chai-Latte und eine HotChoc zu. Wir probieren uns durch alles durch und sind von allem begeistert. Für den Infusion werden die Kaffeebohnen vor dem Röstverfahren in Rotwein eingelegt, sodass der Kaffee (für uns) feine Noten von Portwein aufweist und für den Chai-Latte nutzt Simon eigens hergestellten Sirup mit Kurkuma. Der Kaffee hat ein tolles Aroma, ohne bitter oder sauer zu sein und hinterlässt auch keinen Nachgeschmack. Auch der Kuchen vor Ort ist selbstgemacht.
Eine weitere Besonderheit im Baristoteles sind die Löffel: Als Simon damals seinen Laden eröffnete, fragte ihn sein Vater, ob er bereit sei und alles habe. Simon war überzeugt, dass alles bereit sei, bis sein Vater ihn darauf aufmerksam machte, dass er keine Löffel hatte. Doch es war vorgesorgt: Sein Vater hatte extra Löffel bei einem Flohmarkt besorgt und so kam es, dass seit dem diese besonderen Löffel zum Kaffee serviert werden.
Im Anschluss erhalten wir noch eine Führung durch das Kaffeemuseum, das zeitgleich auch als Trauzimmer fungiert. Denn im Baristoteles kann man nicht nur seine Liebe für Kaffee zelebrieren – die Location ist sowohl für Hochzeiten als auch andere Events buchbar.
Röst.Art
Meine Kollegin Lisa und ich haben uns an einem verregneten Nachmittag ins Café Röst.Art aufgemacht. Inmitten der Innenstadt unweit der Pauluskirche befindet sich das kleine Lokal, das Cafébetrieb und den Verkauf der eigens gerösteten Kaffeebohnen anbietet.
Claudia und Richard haben Röst.Art gegründet und kümmern sich mittlerweile primär um das Rösten der Bohnen; die Rösterei befindet sich in der Nähe des Vonovia Ruhrstadions. Seit 1,5 Jahren ist Alina mit eingestiegen; sie betreibt das kleine Café, sodass es hier Kaffee und Kuchen (der von Omi backt! bezogen wird) vor Ort zu verzehren gibt – und das ist in der Innenstadt sehr beliebt. Sowohl zur Mittagspause als auch nachmittags herrscht ein reges Treiben im Röst.Art, es wird Kaffee To Go geordert und der ein oder andere holt sich Nachschub für den Kaffeebedarf zu Hause. Besonders witzig sind auch die Taschen, in denen der Kaffee transportiert wird – diese zieren Sprüche und Witze zu Kaffee.
Denn hier bekommst du eine vielfältige Auswahl an Bohnen und deren Herkunft: Es gibt die Klassischen aus Südamerika und Afrika, aber auch aus Indien. Diese gibt es sowohl pur als auch als Espresso Blends, die von der Rösterei eigens zusammengestellt werden. Im Ausschank gibt es immer den Boulevard, der bei den Gästen sehr beliebt ist, aber auf Nachfrage kannst du auch eine andere Sorte probieren.
Beim Betreten sind noch einige Plätze frei. Es gibt eine lange Holzbank mit Tischen und Stühlen sowie ein Sofa im Vintage-Stil. Während Alina uns alles erklärt, füllt sich der Laden und wir bekommen noch gerade so einen Platz. Wir probieren die beliebtesten Getränke: einmal ganz klassisch den Cappuccino und den Galão, inspiriert von dem portugiesischen Getränk, zubereitet mit einem Zimtkakao. Während mir die klassische Variante besser schmeckt, ist Lisa von dem Galão total angetan – die Kombination von Zimt und Kakao in Verbindung mit dem Espresso bringt sie direkt in Urlaubsstimmung.
Three Years One Day
Etwas versteckt, direkt am Springorum-Radweg befindet sich die Kaffeerösterei Three Years One Day in der Rathenaustraße in Weitmar. Wie wir bei den anderen beiden Röstereien gesehen haben, gibt es so einige gute Wortspiele mit den Worten „Kaffee“ oder „Bohne“. Aber der Name „Three Years One Day“ lässt nicht direkt auf das Getränk schließen. Wofür der Name nun steht?
Hierfür müssen wir ganz kurz ausholen. Hans-Peter und Tobias Selbach betreiben die Kaffeerösterei mit angeschlossenem Café seit April 2019. Tobias ist gelernter Tischler - seiner Ausbildung ist auch der Name der Rösterei zu verdanken. Nach Abschluss der Gesellenzeit war Tobias vier Jahre auf der Walz, also auf Wanderschaft. Die Wanderjahre haben eine lange Tradition bei Handwerksberufen. Die Gesellen sollen neue Arbeitsweisen sowie fremde Orte kennenlernen und dadurch Lebenserfahrung sammeln. Die Mindestdauer der Wanderschaft beträgt drei Jahre und einen Tag – Three years one day.
Das Motto ist hier Rösterei mit Verköstigung. Im Eingangsbereich befindet sich ein kleines Café, wo man den Kaffee probieren kann, der im Nebenraum frisch geröstet wird. Die Rohkaffees kommen fast alle von kleinen Importeuren, wichtig ist den Selbachs auch die faire Preisgestaltung für die Kaffeebauern.
Während wir den beliebten Kaffee „Rathenaustraße“ auf den von Tobias selbst gezimmerten Möbeln im Café probieren, kommen immer mal wieder Kunden rein, die meisten mit Fahrrad und lassen ihre alten Verpackungen mit neuen Bohnen befüllen. Freitags und samstags gibt es auch Kuchen der Bäckerei Naber.
Auf dem Schild an der Theke entdecke ich etwas, von dem ich so noch nie gehört habe: Kaffeekirschentee. Eine kurze Pflanzenkunde: Die Kaffeekirsche wächst an einem Strauch, in ihr reifen die Bohnen. Das getrocknete Fruchtfleisch wird als Tee aufgebrüht und hat sogar mehr Koffein als die Bohne. Den muss ich probieren! Der Tee schmeckt mild und erinnert an Hagebuttentee.
Nach dem Besuch der drei Röstereien habe wir einiges Neues über das Getränk erfahren, welches uns tagtäglich wachhält. Kaffee ist nicht gleich Kaffee und es lohnt sich, die verschiedenen Aromen zu entdecken. Denn frisch gerösteter Kaffee ist ein Geschmackserlebnis auf einem ganz anderen Level.
verfasst von Lisa und Santina
Februar 2024