Dinge verkaufen, die man selbst nicht mehr braucht, damit andere sie weiter nutzen können – und dabei ein paar Euro verdienen. Das alles wird seit jeher auf Floh- und Trödelmärkten gelebt und Trends wie Second Hand, Retro und Nachhaltigkeit führen zu einem wahren Flohmarkt-Revival. Und Spaß macht es auch: Schlendern, stöbern, um den besten Preis feilschen. In Bochum gibt es viele Möglichkeiten, selbst zu trödeln oder zu bummeln. Drei haben wir uns für euch herausgepickt und besucht.
Einzelansicht
Drei Flohmärkte in Bochum

Flohmarkt auf dem Boulevard
An einem Samstag mache ich mich auf den Weg in die Bochumer Innenstadt, denn es findet wieder der Flohmarkt auf dem Boulevard statt. Organisiert wird der Markt von der IBO (Initiative Bochumer City). Dieser findet in regelmäßigen Abständen statt, und neben dem Flohmarkt gibt es auch immer mal wieder einen reinen Bücher- und Schallplattenmarkt.
Ich habe Glück, denn obwohl es morgens noch nach Regen aussah, kam zum Start des Flohmarkts pünktlich um 11 Uhr die Sonne raus. Als ich auf dem Boulevard ankomme, fällt mir auf, dass sich bereits einige Leute an den Ständen tummeln. Ich schlendere die Straße entlang und schaue mir die verschiedenen Tische an. Hier verkaufen Privatleute die verschiedensten Dinge, darunter Kindersachen, Schmuck, Bücher, Klamotten, Deko, Spielsachen, Geschirr und vieles mehr. Da ist für jeden etwas dabei und die Sachen machen einen hochwertigen Eindruck auf mich. Ich bleibe bei einem Stand mit Büchern stehen, denn bei Büchern kann ich einfach nicht vorbeigehen.
An einem weiteren Tisch erschrecke ich mich kurz, denn hier sitzen zwei alte Puppen, die etwas verstört ins Leere blicken. Ich fand Porzellanpuppen schon immer etwas gruselig, also geht es schnell weiter zum nächsten Stand. Ein paar Meter weiter werden allerlei Schallplatten verkauft, und auch an einem Stand mit Kindersachen bleibe ich stehen, denn dieser ist wirklich liebevoll aufgebaut. Hier kann ich hier momentan aber nichts gebrauchen. Wer Kinder hat, wird auf dem Flohmarkt sicher fündig. Aber da haben wir noch einen weiteren Flohmarkt-Tipp für euch.
Kinderflohmarkt am Kemnader See
Kaum hat man einen neuen Pulli gekauft, ist das Kind dem schon wieder entwachsen. Junge Eltern kennen dieses Problem. Gerade in den ersten Lebensjahren werden ständig neue Strampler, Bodies und andere Kleidungsstücke benötigt. Diese sind nach dem kurzen Einsatz meist noch im Top-Zustand. Daher haben fast alle, die zum Kinderflohmarkt am Kemnader See kommen, ein festes Ziel: Günstige, gut erhaltene Kinderklamotten zu finden. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern ist auch nachhaltig. Der Flohmarkt, der rund ums Jahr jeden Dienstag von 6 bis 14 Uhr stattfindet, hat sich genau auf diese Zielgruppe spezialisiert.
Als ich an einem recht kühlen Frühlingstag über den Markt schlendere, bin ich erstaunt, wie gut organisiert und sortiert die Mütter (ja, Väter habe ich nicht erblicken können…) ihre Ware anbieten. Auf den Tapeziertischen stapeln sich nach Größen geordnet und beschriftet fein säuberlich alle Kleidungsstücke. So kann man auf dem ersten Blick sehen, ob es lohnt, durch den Stapel zu stöbern. Neben Ständen mit gebrauchter Kleidung, gibt es auch einige Händler-Stände mit selbstgenähten Mützen, Pullis und Hosen – wie bei Etsy, nur zum Anfassen. Was mir besonders gut gefällt, ist, wie ansprechend die Stände dekoriert sind. Da werden Äste als Kleiderstangen benutzt oder eine Leiter zum Drapieren der Mützen. Das ist schon Flohmarkt 2.0. Hier macht Stöbern Spaß.
Aber nicht nur Kleidung wird hier am Kemnader See angeboten, sondern natürlich auch gebrauchtes Spielzeug. Playmobil, Lego und Holzeisenbahnen lassen jedes Kinderherz höherschlagen. Die meisten Kinder sind an diesem Dienstagsmorgen in der Kita oder in der Schule. Der Trotzanfall vor dem langersehnten Bobbycar bleibt also aus. Schön finde ich, dass es neben allem rund ums Kind auch einen orientalischen Gebäckstand und einen Blumenstand gibt. Da meine Kinder dem Spielzeugalter leider entwachsen sind und sich ihre Kleidung mittlerweile selbst aussuchen, kann ich mir zumindest ein paar Pflanzen für den Garten gönnen.
Hofflohmärkte in Wattenscheid
Ein etwas anderes Konzept sind die Hofflohmärkte, die einmal im Jahr in Wattenscheid stattfinden, aber auch andere Stadtteile in Bochum und in ganz Deutschland sind dabei. Hier wird Nachbarschaft und Nachhaltigkeit miteinander kombiniert. Als Hausanwohner kann man sich bis drei Wochen vor dem Termin mit seinem eigenen Hof oder Garten auf der Webseite der Hofflohmärkte anmelden. Ist dieser angemeldet, können sich dort beliebig viele Stände in einem Hof oder Garten aufstellen. Man kann also mit den Nachbarn zusammen verkaufen. Der Standort wird dann online in einer Karte eingetragen.
Am Samstag ist in Wattenscheid Mitte Trödeltag, und ich begebe mich bei schönstem Sonnenschein auf einen Spaziergang durch das Viertel. Dabei orientiere ich mich auf der Website, welche Höfe heute teilnehmen, und ich entdecke einige rote Punkte in meiner Nähe. Ich starte an der Elisabethstraße in der Nähe des Bismarckplatzes. Hier haben die Nachbarn Zelte aufgebaut und verkaufen unter anderem CDs, Fahrradhelme, Kinderspielzeug, Bilderrahmen und alte Telefone - die mit den Wählscheiben.
Ich gehe weiter in die Lutherstraße am Stadtgarten, auch hier sind die Hofflohmärkte gut besucht. Schnell komme ich mit den Nachbarn ins Gespräch und mir werden Wasser und Kaffee angeboten. Sie empfehlen mir, auch in der Sommerdellenstraße vorbeizuschauen. So geht es weiter in den nächsten Hof, und auch hier fällt mir wieder auf, wie schön die Eingänge geschmückt sind. Selbstgebastelte Schilder, Girlanden und Kreideschrift auf dem Boden zeigen den Weg zum nächsten Hofflohmarkt. Am Beisenkamp wird Playmobil verkauft und allerlei Deko für den Garten. Daneben bietet eine Familie allerhand gut erhaltene, gebrauchte Kleidung an. Auch hier geben aufgebaute Zelte Schutz vor der Mittagssonne und Wassereis wird verteilt. Sogar an die Vierbeiner wurde gedacht, denn hier ist sogar eine Hundestation mit Wasser und Leckerlis aufgebaut. An der Parkstraße am Stadtgarten endet mein Spaziergang und ich bin begeistert von diesem Konzept, bei dem man nicht nur das ein oder andere Schnäppchen machen kann, sondern auch mit den Nachbarn ins Gespräch kommt und sein eigenes Viertel besser kennenlernt.
verfasst von Lisa
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