Meinem Kollegen Felix ist vor ein paar Wochen etwas Interessantes aufgefallen: Wenn man von den U-Bahngleisen am Bochumer HBF nach oben zur Huestraße fährt, schaut man auf ein riesiges Graffiti. Ich bin ehrlich – obwohl ich täglich die Bahn zur Arbeit nutze, ist mir das Kunstwerk bislang noch nie wirklich aufgefallen. Hätte mich jemand gefragt, was es dort zu sehen gibt, hätte ich wahrscheinlich nur mit einem Schulterzucken antworten können. Zu sehr bin ich in den öffentlichen Verkehrsmitteln in mein Smartphone vertieft.
Einzelansicht
Street Art in Bochumer U-Bahn-Stationen
Graffiti-Kunst am Hauptbahnhof
Nach der Arbeit habe ich mir jedoch fest vorgenommen, mir den Hauptbahnhof genauer anzuschauen. Und siehe da, nicht nur das Graffiti, auch ein Wandmosaik und vier aus Stahl und Aluminium gefertigte Bildwerke mit den Wahrzeichen Bochums habe ich bislang übersehen. Da kommt die Frage auf: Gibt es in den anderen Stationen auch Kunstwerke, die mir bislang gar nicht bewusst waren?
Durch eine kurze Recherche und eine lange Fahrt mit meinen Kollegen durch das Bochumer U-Bahn-Netz wissen wir jetzt, dass großer Aufwand für die Gestaltung der vielen Stationen betrieben wurde. Außergewöhnliche Kunst trifft Geschichte und Tradition.
Da es einige tolle Haltestellen in Bochum zu bestaunen gibt, haben wir unsere fünf Highlights für euch zusammengetragen:
Vergangene Zeiten am Deutschen Bergbau-Museum Bochum
Die Haltestelle am Bergbau-Museum liegt auf der bekannten U35 CampusLinie. Insgesamt 22 Stationen umfasst die meistgenutzte Linie der Bochumer Stadtbahn. Am Bergbau-Museum erinnern zum einen Gegenstände wie eine Seilscheibe und ein Förderkübel an die früheren Zeiten unter Tage, zum anderen sollen die Fliesen der Zugänge und Verteilerebene eine Waschkaue symbolisieren. Das Gewölbe der Fahrebene zeigt in unterschiedlichen Grautönen einen geologischen Längsschnitt.
Es werde Licht an Rathaus-Süd
Die Haltestelle „Rathaus Süd“ befindet sich auf den Linien 302 und 310 und zeichnet sich besonders durch außergewöhnliche Lichtverhältnisse aus. Durch 13 Prismen aus gebrochenem Glas, die an der Decke angebracht sind, wird das Tageslicht nach unten transportiert. Zudem findet man zur Thematik passende, beleuchtete Glasplatten innerhalb der Station.
Lohring: Mehrfach ausgezeichnet
Der Stadtbahnhof Lohring ist ein sehr beliebtes Fotomotiv. Und das zurecht: Die mehrfach ausgezeichnete Haltestelle ist mit geschwungenen Neonröhren ausgestattet, die sich durch das breite Gewölbe ziehen. Sie sollen eine Nachbildung der Bewegung von Bahn und Mensch darstellen. Der Glasboden der Station ist beleuchtet und am Ende des Gleises erstreckt sich eine auffällige rote Wand, die ein gelbes Kreuz schmückt. Wenn man über die Haltestelle ins Freie tritt, wird einem bewusst, dass damit die oberirdische Kreuzung symbolisiert wird. Ein weiteres Highlight ist die außergewöhnliche Geräuschkulisse. Durch einen Computer werden die Geräusche innerhalb des Bahnhofes umgewandelt und durch Lautsprecher übertragen, sodass ein einmaliger Sound entsteht.
Galaktische Kunst unter dem Planetarium Bochum
Auf den Linien 308 und 318 bezieht sich die Gestaltung der U-Bahn-Stationen auf die Thematik an den jeweiligen Standorten. Am Planetarium etwa sind die zwölf Sternzeichen, entworfen an den Wänden des Tunnels der gleichnamigen Station, abgebildet. Zusätzlich befindet sich auf dem Bahnsteig ein Abguss eines in Namibia gefundenen Meteoriten. Hier können Bahnfahrer der Galaxie etwas näherkommen.
Bermuda3Eck
Das Bermuda3Eck ist immer voller Leben. Diese Lebendigkeit spiegelt auch die gleichnamige U-Bahn-Station direkt unter dem berühmten Kneipenviertel wider. Nach einer kurzen Rolltreppenfahrt zu den Bahnsteigen erstreckt sich über den ganzen Tunnel ein detailreiches Graffiti-Kunstwerk, das die Begriffe Bermudadreieck, Unterwasserwelt und das Beisammensein farbenfroh thematisiert.
Wir lernen aus unserer Tour: Selbst „unter Tage“ muss es nicht immer dunkel und grau sein. In Bochum lohnt es sich, sowohl über als auch unter Tage die Augen aufzuhalten.
verfasst von Annika September 2022
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