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Virtuelle Helden

Jonas Wirth im Mittelpunkt der erfolgreichen eSports-Abteilung des VfL Bochum

Der VfL Bochum 1848 gehört zu den Top-Mannschaften der Bundesliga, spielt in der Champions League und hat den besten Spieler Deutschlands in seinen Reihen. Das ist kein Traum, den ein Fan in blau-wei- ßer Bettwäsche ersinnt, sondern Realität. Allerdings nicht auf dem Rasen, stattdessen auf der Playstation. In Sachen eSports ist der VfL eine große Nummer. Und mit Shootingstar Jonas „Jonny“ Wirth soll es noch höher hinausgehen.

Seine Statistiken im Playstation-Spiel EAFC (früher FIFA) aus der vergangenen Saison, als er noch für den SC Paderborn antrat, lesen sich wie die von Messi in Glanzzeiten: Klub- und Einzelmeisterschaft in der Virtual Bundesliga, WM-Achtelfinale, als erster Deutscher ein Sieg in der eChampions League und Auszeichnung als bester Spieler 2024. Wirth hat im letzten Jahr endgültig den Durchbruch geschafft. Viele Vereine warben um die Dienste des 19-Jährigen, der sich, nach einem kurzen Abstecher zum Team Fnatic in England, im September für Bochum entschied.

Auch der VfL hat eine starke Reputation. 2017 starteten die Bochumer ihr eFootball-Programm. Ein Jahr später waren sie beim Beginn der Virtual Bundesliga, einer Marke der DFL, dabei und konnten zuletzt 2021 die Meisterschaft in der Division Nordwest gewinnen. In der ewigen Tabelle steht der VfL auf Rang drei. International hat Bochum ebenfalls schon für Furore sorgen können.

Jetzt ist Wirth Teil der Vonovia-eSports-WG, die alles bietet: Trainingsraum, Übertragungszimmer, Technikraum, ein kleines Wohnzimmer mit Küche, ein Arbeitsraum und ein Schlafzimmer, falls ein Spieler über Nacht bleibt. Das Wichtigste: Dank Glasfaserleitung ist leistungsfähiges Internet vorhanden. Neben Wirth sind Ali Oskoui Rad und Spielertrainer Timo Siep Teil der WG. Michael Fischer ist als Abteilungsleiter eSports beim VfL sowas wie der WG-Vater. Er hat die Abteilung aufgebaut.

Wirth fühlt sich wohl in seinem neuen Zuhause: „Es hat perfekt gepasst, hier stimmt das Umfeld. Ich bin auch bei fast jedem Spiel des VfL im Stadion.“ Vor allem hat er aber selbst sportliche Ziele mit dem eSportTeam, für die er hart arbeitet. Nur den Mittwoch hält er sich frei, um von der Konsole abzuschalten, ansonsten wird jeden Tag mehrere Stunden lang trainiert. Und Training bedeutet nicht nur einfaches Zocken.

„Jedes Jahr gibt es einen neuen Teil und andere Dinge, auf die du dich einstellen musst. Es wird viel analysiert, wie im richtigen Fußball. Und im Spiel brauchst du ein gutes Mindset“, erzählt Wirth, der sogar auf die Ernährung achtet. Das Bild vom Gamer mit Chips und Cola ist hier nur ein Mythos. Selbst auf dem Rasen steht er allerdings nicht mehr. Früher war er im Verein aktiv, mittlerweile reicht dafür die Zeit nicht mehr. Wenn er keinen Controller in der Hand hält, sind Familie und Freundin das Wichtigste. Beide haben ihn vom ersten Tag in seinem Vorhaben unterstützt. Aktuell schraubt Wirth außerdem am Abitur, das er in seiner Heimatstadt Drensteinfurt macht. Rund eine Stunde Fahrt nimmt er nach Bochum in Kauf.

Die Erfolge geben Wirth recht und auch das bisher gesammelte Preisgeld von rund 200.000 Euro, das er sparsam anlegt. Bereits bei seinem ersten offiziellen Turnier mit 16 Jahren schaffte er es in die Top 32. Von da an ging der Weg steil nach oben. „Als es sich entwickelt hat, war mein Ehrgeiz geweckt. Ich habe alles für den Erfolg getan“, so Wirth. Daran hat sich bis heute nichts geändert und so soll es auch weitergehen. Nach dem Abitur im Sommer könnte zwar ein Studium folgen, doch der Fokus soll voll auf eSports liegen, solange es geht: „Ich kann noch mehr rausholen. Ich will der Beste sein, in dem, was ich mache.“

Wirth schickt eine Einladung heraus: „Viele stempeln eSport ab, aber ich hoffe, die Leute geben uns eine Chance und schauen sich mal ein Spiel von uns an.“ Die Spiele werden kostenlos auf der Plattform Twitch übertragen, wo der VfL fast 14.000 Follower hat. Im Schnitt schauen 100 bis 200 Leute live zu. Zu Redaktionsschluss standen die letzten Spieltage an, an denen der VfL die Chance auf die Meisterschaft hatte. Ende März ging die Saison zu Ende. Der Pokal läuft noch bis Ende April. Die neue Saison beginnt dann wieder im Oktober. 




 

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