Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.
Im November geht es um: „Alerich – ein Brauereipferd im Einsatz für die Schlegel-Scharpenseel-Brauerei AG“, das in den Räumen des Stadtarchivs an der Wittener Straße 47 besichtigt werden kann. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bochum.de/stadtarchiv.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Wiederaufbau der Gebäude und Produktionsstätten der Schlegel-Scharpenseel-Brauerei AG gehörte diese im Jahr ihres 100-jährigen Jubiläums 1954 zu den zehn größten Brauereien der Bundesrepublik Deutschland. Bis 1966 erreichte sie einen Ausstoß von rund 587 000 Hektoliter Bier und beschäftigte über 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im gleichen Jahr übernahm der Enkel von Moritz Scharpenseel, Adolf Scharpenseel, den Vorstandsvorsitz und leitete die Brauerei bis zu seinem Tod 1968. Schließlich wurde die Schlegel-Scharpenseel-Brauerei AG 1971 mit der Dortmunder Union-Brauerei AG verschmolzen.
Von den Firmengebäuden sind heute nur noch das vom Architekten Heinrich Schmiedeknecht entworfene, 58 Meter hohe ehemalige Malzsilo – der „Schlegelturm“ –, das Sudhaus und das Verwaltungsgebäude sichtbar. Auch sind die drei Stockwerke tiefen Gärkeller der Brauerei erhalten, die zu besonderen Anlässen wie dem Tag des offenen Denkmals oder als Clubräume für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
In die Zeit der frühen 1960er Jahre fällt die ausgestellte Fotografie, die dem Stadtarchiv 2024 von einem ehemaligen Angestellten der Brauerei übergeben wurde. Sie zeigt das für den Transport der Bierfässer eingesetzte Brauereipferd „Alerich“. Das Pferd war im Stall in der Henriettenstraße, Ecke Adolfstraße, untergebracht und gehörte zu der 1878 gegründeten Joseph Adams OHG Spedition – Möbeltransporte. Die Spedition war wie die Schlegel-Scharpenseel-Brauerei ein traditionsreiches Unternehmen, das unter anderem Namen noch heute aktiv ist.
Noch 1941 hob die Schlegel-Scharpenseel-Brauerei in ihrer Festschrift zum 85-jährigen Bestehen die besondere Bedeutung der Brauereipferde für den Transport trotz technologischen Fortschritts hervor: „[…] Im Sommer gekühlte, im Winter geheizte Biereisenbahnwagen übernehmen den fachgemäßen Transport in entfernte Gebiete, während ein umfangreicher Kraftwagen- und Fuhrpark den Nahverkehr besorgt. Unsere prächtigen Pferde sind unser besonderer Stolz. Sie werden aber nicht nur aus Tradition beibehalten; ihr Einsatz ist vielmehr für die Verteilung in nächster Umgebung wirtschaftlicher als die Verwendung von Kraftfahrzeugen.“
Unter dem abgelichteten Pferd befinden sich die bereits erwähnten Gärkeller der Brauerei am Willy-Brandt-Platz. Es ist davon auszugehen, dass sich „Alerich“ hier eher mit Wasser als mit dem „flüssigen Gold“ aus den Gärkellern stärkt.
