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11 FRAGEN AN … Samir Saad, Regisseur von SOLON und Geschäftsführer von Kobayashi Film

„Eine Stadt dreht einen Film“ – so lautet der spannende Untertitel des Filmprojekts SOLON. Was dahinter steckt, verrät Samir Saad in folgendem Gespräch. Der erfahrene Regisseur und Geschäftsführer von Kobayashi Film aus Bochum hat im August viele Orte in der Stadt zu einem Filmset gemacht. Wahrscheinlich ist der eine oder andere Bochumer sogar in die Dreharbeite geraten und hat sich gefragt: „Was ist denn hier los?“ Saad gibt die passende Antwort über den Film, der im Februar in die Kinos kommen soll.

„Solon – Eine Stadt Dreht Einen Film“ – Was genau steckt dahinter?

Vor zwei Jahren habe ich eine arte-Doku über das Ruhrgebiet gedreht. Das klare Ergebnis war: Bochum ist der absolute Sieger des Strukturwandels und hat auch Städte wie Essen und Dortmund abgehängt. Ich glaube das bekommen gar nicht so viele Menschen mit. Bochum wird in der Wahrnehmung immer noch zu oft mit der Schließung der Zechen, von Opel und Nokia in Verbindung gebracht und zu wenig mit dem erfolgreichen Wandel, zum Beispiel als weltweite Nummer drei beim Thema IT-Sicherheit. Ganz zu schweigen davon, wie grün Bochum ist, was auch viele nicht glauben, wenn sie noch nicht hier waren. Der zweite Aspekt war eine sehr anstrengende, aber wunderschöne Reise mit meinem Vater, der sich in Amerika von Freunden und Verwandten verabschieden wollte. Danach habe ich gedacht: Jetzt mache ich mal ein Projekt, das für mich persönlich auch wunderschön ist. Der dritte Faktor sind hochtalentierte Kolleginnen und Kollegen, die es leider nicht nach ganz oben geschafft haben, mit denen ich aber unbedingt nochmal zusammenarbeiten wollte. Man muss wissen: Alleine 95 Prozent der Schauspieler in Deutschland können nicht von der Schauspielerei leben. Und zu guter Letzt wollte ich Bochum etwas zurückgeben. So ist dann gemeinsam mit Lukas Rüger vom Livingroom die Idee entstanden, dieses Projekt anzugehen. Sowohl die Stadt als auch viele Sponsoren waren begeistert davon und haben direkt ihre Unterstützung zugesichert.

Was ist die Besonderheit des Films?

Nahezu alle Personen, die an dem Film beteiligt sind, egal, ob vor oder hinter der Kamera, kommen aus Bochum oder haben einen Bochum- Bezug. Das zeigt, welch ein Potenzial in dieser Stadt steckt. Auch das wollen wir mit diesem Film zu Tage fördern.

Wie wichtig war Ihnen dabei die Einbindung von Studierenden?

Ich habe selbst in Bochum Film studiert, das war ein richtig guter und anerkannter Studiengang. Damals fand ich es schon sehr schade, dass das Studium so wenig praxisbezogen war. Später war ich dann immer mal wieder als Alumni, also als Gastdozent, vor Ort und habe bemerkt, wie dankend der Input aus der Praxis von den Studierenden angenommen wurde. Deshalb war es mir so wichtig, bei diesem Projekt Studierenden die Chance zu geben, praktisch an der Produktion dieses Films beteiligt zu sein. Mir macht es sehr viel Spaß, mein Wissen und meine Erfahrung an die jungen Leute weiterzuvermitteln.

Wo in Bochum Wurde überall gedreht? Oder anders gefragt: Welche Orte werden im Film zu sehen sein?

Bochum hat eine tolle Kultur, aber es wird gerne mit den gleichen Klischees gespielt: Zeche, Currywurst, Kiosk, „dat“ und „wat“. Das wird es alles nicht geben. Ich möchte ein neueres visuelles Bild von Bochum zeigen. Zum Beispiel wird es am Exzenterhaus eine coole Szene geben. Auch bei Jan Kath, einem der weltweit erfolgreichsten Teppichdesigner, haben wir gedreht. Zudem werden die Harpener Teiche als eine sehr skurrile Landschaft im Film zu sehen sein. Wir haben Locations gefunden, die ganz besonders sind.

Haben Sie selbst einen Lieblingsort in Bochum?

Ich finde das Bermuda3Eck sehr cool, da war ich auch als Student sehr oft. Ich mag es, dass in einem Viertel in der Innenstadt alles kompakt zusammen ist, was man sich als Student zum Ausgehen wünscht. Außerdem ist das Ruhrstadion mit Abstand das geilste Stadion in Deutschland. Und das sage ich, obwohl ich kein VfL-Fan bin.

Schauspielhaus Bochum oder Starlight Express?

Ganz klar das Schauspielhaus. Ich habe im Jago gekellnert. Davon könnte ich einige Geschichten erzählen. Das waren damals die Anfänge von Jochen Malmsheimer und Frank Goosen. Deshalb ist es sehr schön, dass beide auch im Film mitspielen und der Sohn von Jochen Malmsheimer mein Regieassistent ist.

Sie sind einer von drei Geschäftsführern der Kobayashi Film GmbH. Warum ist der Sitz Ihres Unternehmens in Bochum?

Meine beiden Geschäftsführerkollegen Martin Keller und Christian Szramek sind Bochumer durch und durch und ich habe hier studiert und meine jüngste Tochter wurde hier geboren. Da ist das Bekenntnis zur Stadt einfach. 

Sie haben auch schon viele weitere Projekte in Bochum und für die Stadt umgesetzt. Woran war Kobayashi Film schon alles beteiligt?

Wir haben damals einen Film zu „700 Jahre Bochum“ gemacht, genau genommen mein Kollege Christian Szramek. Das war ein tolles Projekt mit einem grandiosen Ergebnis. Auch mit der Ruhr-Universität haben wir schon Projekte umgesetzt, die sehr viel Spaß gemacht und zu fantastischen Ergebnissen geführt haben. Zum Beispiel fällt mir da direkt die Ausstellung „Düfte“ im Botanischen Garten ein.

Wie sieht für Sie die Rezeptur für einen Unterhaltsamen Film aus?

Ich fange mal lieber damit an, was nicht sein darf: ein schwerer, dramatischer deutscher Film. Das funktioniert nicht. Für mich muss ein guter Film in erster Linie unterhaltend sein und beim Zuschauen Spaß machen. In Deutschland hat man oft das Gefühl, wenn etwas tief und lehrreich ist, darf es nicht unterhalten. Das ist für mich Blödsinn.

Wo reicht sich Solon ein?

Ich bin mir sicher, dass unser Film sehr unterhaltsam sein wird, aber man wird als Zuschauer auch etwas mitnehmen. Man darf bei unserer Produktion nicht vergessen, dass unser Budget sehr überschaubar ist. Das gleichen wir mit viel Herzblut und Leidenschaft wieder aus.

Wann ist der Film für Sie persönlich erfolgreich gewesen?

Wenn ich die Leute, die ganz viel Vertrauen in dieses Projekt und in mich gesetzt habe, nicht enttäuscht habe. Das ist für mich das größte Ziel. Deshalb blicke ich gespannt auf die Premiere, die voraussichtlich im Februar sein wird.

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