Birds of a feather flock together. Wer mit diesem englischsprachigen Sprichwort nichts anfangen kann, bekommt an dieser Stelle direkt das deutsche Äquivalent präsentiert: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Das gilt bei genauem Hinsehen mit Sicherheit für die Städtepartnerschaft Sheffield und Bochum, die in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Und das mit einigen Veranstaltungen und Aktionen in beiden Städten, die eine Menge Gemeinsamkeiten vorzuweisen haben.
Mit einer Grubenlampe von Bochumer und einem Messer aus rostfreiem Stahl von Sheffields Seite wurden 1950 zur Besiegelung der Städtepartnerschaft Geschenke ausgetauscht, die zur damaligen Zeit beide Arbeiterstädte charakterisierten. Fünf Jahre nach Beendigung des zweiten Weltkriegs fand Sheffields Alderman (hier: Ratsherr) Percival Turner rührende Worte: „Wir müssen von Neuem Bruderliebe lernen und im Geiste aufrichtiger Freundschaft und Herzlichkeit die großen Aufgaben, die vor unsere Völker aufgerichtet sind, lösen.“
Was damals als frommer Wunsch geäußert wurde, hat sich in den letzten Jahrzehnten haargenau so entwickelt. Beide Städte haben sich in der zurückliegenden Zeit mehrfach neu erfunden. Aus der „Steel City“ und der Bergbaustadt sind über die eigenen Grenzen hinaus bekannte Universitätsstädte geworden. Rund 60.000 Studierende sind an den Universitäten und Hochschulen in der „University City“ Sheffield und der UniverCity Bochum eingeschrieben. Auch auf kultureller Ebene gibt es große Gemeinsamkeiten. In musikalischer Hinsicht schafften Joe Cocker und Herbert Grönemeyer als Kinder ihrer Städte den Weg zu international berühmten Stars.
Der Fußball spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in den unterschiedlichen Geschichtsbüchern. In der Grafschaft Yorkshire sogar eine ganz besondere: Der FC Sheffield ist mit seinem Gründungsdatum 24. Oktober 1857 der älteste Fußballverein der Welt. Moment mal: 1848 steht doch im VfL-Logo. Dieses „Geburtsjahr“ stammt allerdings vom einstigen Turnverein Bochum. Mit Sheffield United und Sheffield Wednesday spielen gleich zwei Vereine, die bereits in der Premier League aktiv waren, aktuell in der zweitklassigen Championship. Zur Erinnerung: Bochum hat bzw. hatte mit dem VfL und der SG Wattenscheid 09 ebenfalls schon mal zwei Clubs in der höchstklassigen Bundesliga.
Mehr als 200 Parks, Waldgebiete und Gärten sowie 2,5 Millionen Bäume im Stadtgebiet qualifizieren Sheffield zu einer der grünsten Städte Europas. Da kann Bochum zwar nicht ganz mithalten, braucht sich aber mit rund 40 Prozent des Stadtgebiets Grünfläche auch nicht zu verstecken. Sheffield wird übrigens auch die „Bierhauptstadt des Vereinigten Königreichs“ genannt, da sich bereits während der industriellen Revolution zahlreiche kleine Brauereien in der Stadt ansiedelten. Zum Vergleich: Brauhaus Rietkötter, die Schlegel-Brauerei und die Privatbrauerei Moritz Fiege sind nur drei historisch zu erwähnende Bier-Ankerpunkte Bochums.
Passend zur Verbundenheit feiert im Mai ein der Stadtkulisse Sheffields nachempfundener Veranstaltungsort Eröffnung in der Bochumer Innenstadt. Im Ladenlokal an der Kortumstraße 55 wird sich einen Monat lang optisch und thematisch alles um das Jubiläum Bochums ältester Städtepartnerschaft und die in dem Zeitraum stattfindenden Europawochen drehen. Geplant sind unterschiedlichste Events und Aktionen mit Beteiligung vieler lokaler Akteure.
Eine Ecke weiter, in der Hauptfiliale der Sparkasse am Dr.-Ruer-Platz, wird, ebenfalls am Monatsanfang, die Ausstellung „Bochum Young Artists“ des Rotary Club Bochum-Renaissance eingeweiht. Ein weiteres Highlight vom 23. bis zum 25. Mai: der Besuch des designierten Lord Mayor Cllr Safiya Saeed mit Neuaufsetzung einer Partnerschaftsurkunde. Im Spätsommer, zwischen Juni und September, wird die viertgrößte Stadt Englands auch im Haus Kemnade sichtbar. Unter dem Motto „75 Jahre Bochum-Sheffield“ gibt es im Kulturhistorischen Museum der barocken Wasserburg eine Ausstellung zu bewundern.
Auch musikalisch lässt unsere englische Freundschaftsstadt von sich hören: Während des Bochumer Musiksommers, der vom 29. bis 31. August auf verschiedenen Bühnen und an weiteren Spielorten in der Innenstadt stattfindet, gilt der Auftritt der Sheffielder „Unite the Union Brass Band“ als Geheimtipp. Eine Möglichkeit, die facettenreiche Städtekooperation hautnah kennenzulernen, bietet die Bürgerreise vom 8. bis zum 12. September. Vor Ort erwartet Teilnehmende ein vielfältiges Programm, das die tiefe deutsch-britische Beziehung und ihre Gemeinsamkeiten erlebbar macht.
Zurück ins Ruhrgebiet: Am 16. Oktober um 20 Uhr lässt das Planetarium die Partnerstadt mitten auf der Castroper Straße mit einem MusicSpace visuell aufleben. Gespielt wird traditionelle englische Musik unter Sheffielder Sternenhimmel.
Man sieht: Nicht nur mit dem SheffieldRing und dem Graffiti zur Würdigung der Partnerstädte an der A40-Unterführung Bergstraße findet sich die Verbundenheit zu unserem englischen Pendant innerhalb Bochums wieder.
Cheers! Auf die Geschichte der „twin towns“ und weitere 75 Jahre …