In unserer Reihe „Aus Bildung ins Leben“ stellen sich Auszubildende Bochumer Institutionen vor und erzählen über ihre Lehre. Im Tierpark + Fossilium Bochum werden aktuell zwei junge Menschen im Bereich Verwaltung und vier im Bereich Zootierpflege ausgebildet. Dieser Beruf, der für viele ein Kindheitstraum ist, beinhaltet weit mehr, als man auf den ersten Blick erwarten würde. Paul Meisner ist im zweiten Jahr seiner Ausbildung zum Zootierpfleger und berichtet von seiner Lehre:
„Mein Name ist Paul Meisner, ich bin 26 Jahre alt und wohne in Essen. Mein Vater kommt aus Bochum und ich bin großer VfLFan, daher habe ich einen starken Bezug zu der Stadt. Schon als Kind war ich oft hier im Tierpark. Für viele war es früher als Kind ein Traum, Polizist oder Feuerwehrmann zu werden, aber ich wollte schon immer Tierpfleger werden. Damals wusste ich noch nicht genau warum, außer, dass ich Tiere mochte. Dass zu dem Beruf natürlich viel mehr gehört, ist klar. Die Ausbildung zum Zootierpfleger ist sehr beliebt und es ist schwer, einen Platz zu bekommen. Ab der achten Klasse habe ich mich landesweit beworben und Absagen bekommen. Während einer dreijährigen Ausbildung beim Veterinärmediziner habe ich dann eine letzte Bewerbung zum Tierpark Bochum gesendet und tatsächlich eine Zusage bekommen und bin hier jetzt sehr glücklich.
Die Ausbildung zum Zootierpfleger dauert drei Jahre. Wir haben hier im Tierpark + Fossilium Bochum zwei Reviere: den Außen- und Innenbereich. Normalerweise ist man zwei Jahre lang draußen und ein Jahr drinnen. Bei mir ist es genau umgekehrt, da meine Interessen am stärksten in der Aquaristik und Terraristik liegen, was hier berücksichtigt wird. In den beiden Revieren lernen wir alles kennen: Säugetiere, Reptilien, Fische, Amphibien, Insekten. Im ersten Lehrjahr war ich in der Terraristik. Da habe ich mich nicht nur mit den Tieren selbst befasst, sondern auch mit der Herstellung des Lebensraumes und des Klimas, denn jedes Tier braucht andere Bedingungen. Aktuell bin ich im Außenbereich. Hier gibt es hauptsächlich die Kleinraubtiere, Huftiere und Vögel. Mein Arbeitstag sieht so aus, dass morgens geschaut wird, wer in welchem Bereich eingesetzt wird. Wir haben draußen einen Südamerika-Bereich, einen Nordeuropa-Bereich und einen Asien-Bereich, jeweils mit verschiedenen Routinen. Bei der Südamerika-Routine, die ich aktuell absolviere, packe ich zuerst meinen Wagen mit dem am Vortrag vorbereiteten Futter und gehe meine Runde. Es gibt keine feste Route, sondern man schaut individuell, wie man sie sich am besten einteilt. Ich gehe zuerst in die Volieren, mache die Vögel sauber, dann zu den Präriehunden und danach zu den Erdmännchen. Dann haben wir noch das sogenannte Bienenhaus, in dem sich aktuell kleine Terrarien für schulische Zwecke befinden. Danach geht es zu den Flamingos und zu unseren Nasenbären. Weil die Reinigung dieser Anlage am zeitintensivsten ist, mache ich sie zum Schluss, damit ich alles in Ruhe sauber machen, die Tiere füttern und schauen kann, ob die Anlage in Ordnung ist. Ab August geht es für mich dann wieder mit dem Schwerpunkt Aquaristik in den Innenbereich.
Neben der Praxis haben wir jede dritte Woche Blockunterricht in der Berufsschule in Düsseldorf. Bald verbringe ich auch noch drei Monate in der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen. Dort bekomme ich mit den Raubtieren wie Löwen, Tiger und Bären noch einen Ausbildungsaspekt, den ich hier in Bochum nicht habe. Ich weiß aber bereits, dass das nicht die Tiere sind, mit denen ich mich später sehe. Ich würde nach der Ausbildung gerne hier in Bochum bleiben, weil meine Interessen hier komplett vertreten sind. Darüber hinaus gefällt mir hier im Tierpark besonders die familiäre Atmosphäre. Wir sind insgesamt 60 Mitarbeitende, also deutlich weniger als in größeren Zoos. Dafür kennt man sich hier. Wir können gut miteinander sprechen und haben gemeinsam Spaß bei der Arbeit.
Überrascht hat mich an der Ausbildung – abgesehen von der ganzen Technik, die hinter den Kulissen steckt und die wir auch betreuen – die Tatsache, dass man neben der Arbeit mit den Tieren auch sehr viel mit Menschen zu tun hat. Im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen ist Teamgeist gefragt. Man sagt, dass das Grundprinzip eines Zoos oder Tierparks auf vier Säulen steht: Artenschutz, Wissenschaft und Forschung, Freizeit sowie Bildung. Die Ausbildung beinhaltet also nicht nur die Tierpflege, man bildet auch Menschen. Ich komme viel mit Besuchenden in Kontakt und erkläre ihnen Dinge, die sie vorher nicht wussten. So vermittle ich täglich Wissen über die Tiere. Es wird somit auch ein großes Augenmerk auf die Sozialkompetenz gelegt: Es ist wichtig, dass man viel Verantwortungsbewusstsein hat, und es wird ein hohes Maß an Selbstständigkeit verlangt, das auch in der Ausbildung nochmal wächst. Man muss ein Allrounder sein und gut improvisieren können, weil kein Tag wie der andere ist.“