Es ist ein Treffpunkt für die Nachbarschaft und immer nah dran an den Menschen: das Büdchen. Während Kioske an zahlreichen Ecken das Bild des Stadtgebiets prägen, sticht das Schaubüdchen besonders hervor – hier verbindet sich die herzliche Trinkhallentradition mit Bochums blühender Kulturlandschaft. Seit 2021 gibt es an der Ursulastraße 24 statt der gemischten Tüte Ausstellungen, Lesungen und Performances zu entdecken.
Auch das kommende Projekt will Nähe schaffen: Unter dem Titel „Kiyw ohne Licht“ prä- sentieren Katja Kustevol und Ellen Hopmann vom 10. bis 24. August Fotografien zehn ukrainischer Künstlerinnen und Künstler, die den Alltag mitten im Kriegsgeschehen zeigen – allen Umständen zum Trotz.
Die Zusammenarbeit: ein Zufall. Als Katja Kustevol im März 2022 aus der Ukraine nach Bochum kam, zog sie in die ehemalige Wohnung von Ellen Hopmann ein. Nach der Freundschaft entstand eine künstlerische Verbindung.
Den Anstoß zu „Kiyw ohne Licht“ gaben die Bilder des Fotografen Serhiy Ristenko, die Kustevol auf Facebook entdeckte. Sie war begeistert von den nächtlichen Aufnahmen Kiyws, vermeintlich ruhig, doch in der Ungewissheit zwischen Sirenen und Luftangriffen entstanden. Sie fragte ihn für eine Ausstellung an. Doch Ristenko ist aktuell als ukrainischer Soldat im Einsatz – seine Bilder analog auszustellen unmöglich. Daher nahm Kustevol zu weiteren Künstlerinnen und Künstlern Kontakt auf – fuhr selbst in die Ukraine, um die Drucke nach Bochum zu holen. Ristenko, dessen Bilder die Idee für „Kiyw ohne Licht“ waren, ist der elfte Künstler der Ausstellung. Seine Werke sind auf einem Fernseher zu sehen, den man am Schaubüdchen auch von außen bedienen kann.
Auch Katja Kustevol ist Fotografin und weltweit in Galerien zu finden. Vor zwei Monaten stellte sie noch in Kiyw aus. Dennoch schafft sie als Kuratorin von „Kiyw ohne Licht“ Raum für andere: „Ich habe hier unglaublich viel Hilfe erfahren. Jetzt möchte ich Menschen aus der Ukraine unterstützen und ihrer Kunst eine Plattform geben“, sagt sie.
Schnell nahmen die Pläne Form an – auch mithilfe des Bochum-Fonds. „Das Veranstaltungen wie diese so problemlos auf die Beine gestellt werden können, das geht nur mit dem Bochum-Fonds. Großartig, dass die Stadt und Bochum Marketing dies ermöglichen“, erzählt Kuratorin Ellen Hopmann.
Entstanden ist eine Ausstellung, die neben den eindrucksvollen Fotografien auch die Geschichten der Menschen dahinter erzählt. Jede der Künstlerinnen und Künstler hält in persönlichen Texten fest, wann das Bild entstanden ist und was sich dahinter verbirgt. Im Schaubüdchen ergänzen die Texte die Werke auf Ukrainisch sowie auf Deutsch – die Mehrsprachigkeit soll einen Treffpunkt schaffen. „Die Texte bewegen sehr. Gerne würde ich die Menschen kennenlernen, die sich hier öffnen und ihre Geschichte preisgeben“, erzählt Ellen Hopmann. Bleibt ein Werk besonders im Gedächtnis, können Besucherinnen und Besucher dies als Postkarte mitnehmen. „Die Karten geben nicht nur Informationen zum Künstler, man kann sie auch an Freunde verschicken und die Geschichte in die Welt tragen“, fügt sie hinzu.
„Kiyw ohne Licht“ feiert am 11. August Eröffnung. Dann sind auch die Kuratorinnen vor Ort: „Wir möchten ein Stück der Ukraine ins Schaubüdchen holen. Zum Beispiel gibt es ukrainisches Gebäck.“ Und es gibt Geschichten zu entdecken, nah dran an den Menschen, so wie es am Büdchen üblich ist.
Kiyw ohne Licht
10. bis 24. August
Schaubüdchen
Urusulastraße 24
44793 Bochum