Bei der kulinarischen Schnitzeljagd können Teilnehmer an einem Tag bis zu zwölf Restaurants, Cafés und Feinkostbetriebe kennenlernen, die von 11 bis 18 Uhr jeweils eine Kleinigkeit zum Probieren anbieten, oft inklusive eines Getränks. Das Konzept der Gründer Peter und Susanna Wiedeking hat im Frühling 2022 den urbanana-Award gewonnen und wird seit 2020 auch in Bochum umgesetzt.
Einzelansicht
Kulinarische Schnitzeljagd durch Bochum
Heute gehe ich also auf kulinarische Schnitzeljagd, das klingt erst einmal vor allem – lecker. Als Verstärkung habe ich meine Freundin Toey und den Fotografen Andreas mitgenommen. Zu dritt machen wir uns auf eine kulinarische Entdeckungsreise durch Bochums Südwesten und Wattenscheid. Zwölf Anlauforte stehen auf der Liste. Wir haben uns vorgenommen, alle zu schaffen. Die Strecke ist so angelegt, dass sie problemlos mit dem Fahrrad bewältigt werden kann. Wir haben uns wegen der Fotoausrüstung von Andreas aber heute für das Auto entschieden. Außerdem habe ich nicht gefrühstückt. Optimale Voraussetzungen also, hinter jeder Station einen Haken zu machen. Beim Blick auf die Läden läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen …
Wir beginnen unsere Tour in Linden-Mitte. Ausgestattet mit dem Bändchen zur kulinarischen Schnitzeljagd machen wir uns auf den Weg zum Zwei-Säulen-Café. Ein Kaffee zum Start muss sein. Zusätzlich bekommen wir durch unser Bändchen zwei leckere Stückchen Kuchen und ein Macaron serviert. Da könnte ich mich dran gewöhnen. Am Nebentisch lernen wir zwei RW Essen-Fans kennen, die über den Aufstieg ihres Fußballclubs schwärmen. Die beiden kommen immer extra aus Essen nach Linden, weil sie das Café hier schätzen. Das gute Urteil können wir bestätigen, der Start ist für uns schon mal gelungen.
Das ist Ruhrpott!
Ein Stück weiter die Hattinger Straße runter liegt die Kneipe „Zur Haltestelle“. Wir wundern uns erst, wie das auf die kulinarische Tour passt, als wir dann aber die Champignons und Frikadellen essen, geht uns ein Licht auf. Das ist Ruhrpott! Der Besitzer Dennis Grabowski ist auch vom Fach, er besitzt noch zwei Imbissbuden und ein Restaurant. Vor der Tür entdecken wir Peter und Susanna Wiedeking, die Erfinder der Tour. Sie erzählen uns, dass sie schon 2014 mit dem Konzept gestartet sind, damals noch im Rahmen eines anderen Start-ups – doch die kulinarische Schnitzeljagd habe alles überflügelt. Das Erfolgsrezept? „Immer wieder neue Läden kennenzulernen, die man dann vielleicht sogar lieben lernt“, sagt Peter Wiedeking. Auch wir wollen mehr sehen, schmecken und erleben.
Essig zum Trinken
In Dahlhausen lernen wir Frank Pätzold kennen, der mit seiner Frau Angela den Feinkostladen EssIch betreibt. Er organisiert in Bochum die kulinarische Schnitzeljagd mit und ist eine Frohnatur durch und durch. Von Feinkost hat er auch jede Menge Ahnung, wie wir merken, als er uns eine frisch gemachte Gazpacho samt fruchtiger Nachspeise serviert. Dazu gibt es Essig mit Passionsfruchtzusatz und Wasser. Ja, da habe ich auch erst die Augenbraue gehoben. Aber ich kann nur sagen: herrlich erfrischend! Das merke ich mir. Draußen begegnen wir Detlef „Olly“ Oleszak, einem lokalen Dichter, der an diesem Tag für die Ukraine sammelt. Hier ist wirklich was los – nach gerade einmal drei Stationen haben wir schon so viel erlebt. In meinen Magen passt aber noch was rein, also weiter geht’s nach Wattenscheid!
Frisch vom Grill
Als nächstes wartet die Grillakademie Ruhr, auf die ich mich besonders gefreut habe. Und ich werde nicht enttäuscht. Im Angebot sind verschiedene Pulled Pork Variationen, die sogar vegetarisch umgesetzt gut schmecken, dazu amerikanischer Krautsalat. Und ein paar Grilltipps werden gleich dazu serviert. So habe ich es mir vorgestellt! Als wir gehen, treffen wir zum zweiten Mal auf ein Pärchen aus Neuss, das die Schnitzeljagd mit dem Fahrrad macht, um Bochum kennenzulernen. Wir geben noch ein paar Empfehlungen für die Tour nach der Tour und verabschieden uns.
Bierspezialitäten aus Wattenscheid
Zur Abkühlung steuern wir als nächstes die Craftbier-Brauerei PiepNitz an. In dem Biergarten mit Ausschank sind fast alle Plätze voll – hier sind anscheinend viele Besucher der Tour hängengeblieben. Da bin ich mal gespannt! Mit dem Bändchen bekommen wir ein Bier von der Karte und dazu mit eigenem Malz gemachtes Treberbrot, das genauso lecker duftet wie es schmeckt. Die Bierauswahl ist groß, wir nehmen alle drei was anderes, von Ale über Wit bis alkholfreies Pale und würden danach am liebsten auch den ganzen sonnigen Tag hier verweilen. Wir bekommen nach einer Plauderei mit Besitzer Alexander Pieper sogar eine kleine Führung hinter die Kulissen, doch wir müssen uns ranhalten, wenn wir noch alles schaffen wollen. Deswegen bleibt es auch hier bei einem Kurzbesuch. Die Adresse aber merken wir uns. Andreas gibt schon die erste Bestellung in Auftrag und verabschiedet sich wegen eines anderen Termins. Zu zweit machen wir weiter.
Nicht weit entfernt wartet die nächste Station. Die Fleischerei Dasenbrock hat einen Verkaufswagen vor der Tür platziert, wo fleißig gegrillt wird. Fünf Wurstsorten kann jeder hier nacheinander frisch vom Grill probieren. Der Grillmeister ist gut drauf und garniert jeden Gang mit flotten Sprüchen wie interessantem Wissen. Das ist Entertainment! Mich überzeugt die Chorizo am meisten, Toey ist bei der Käse-Chili-Wurst. Anschließend nähern wir uns dem Nachtisch, zunächst am ehemaligen Förderturm der Zeche Holland, wo zufällig gerade auch eine Hochzeit im Freien stattfindet. Da werfen wir natürlich gespannt einen Blick drauf. Dazu holen wir uns beim Kumpeltreff eine Waffel mit Sahne ab. Auch die ist hammerlecker, aber so langsam wissen wir, warum sich eine Fahrradtour lohnt. Da lässt sich auf dem Weg vielleicht besser verdauen. Aber ein bisschen was geht noch, denn das nächste Highlight steht schon bereit. Beim Schokoladenwerk der Confiserie Ruth gibt es Stuten mit einer Streichpraline, dazu eine weitere Praline, die der Himmel geschickt hat, und ein Sunshine-Sugarboo cake mit Mango-Maracuja-Mousse – es ist so lecker, wie es klingt, ich muss im Paradies sein!
Tolles Ambiente im Weingut
Drei Stationen haben wir noch auf dem Programm. Als nächstes schauen wir bei Wein Henßen vorbei, die toll gelegen mitten im Grünen ihren Sitz haben. Auch an Menschen, die keinen Alkohol trinken, haben sie gedacht. Für uns gibt es einen Apfelsaft und einen Wein – beides hervorragend und in einem Ambiente, das seinesgleichen sucht. Und die Besitzer sind dazu freundlich wie eh und je. Beim Feinkostladen Al Jasmin holen wir uns anschließend noch ein paar Köstlichkeiten aus dem Orient ab. Für mich ein ganz neues Geschmackserlebnis!
Sushi zum Abschluss
Zum Abschluss haben wir uns das Watami-Restaurant aufbewahrt, das ein ganzes Buffet an Sushi-Variationen für die Besucher der kulinarischen Schnitzeljagd aufgewartet hat. Wir probieren uns auch hier durch das Angebot und sind nun wirklich kugelrund. Mehr geht nicht mehr. Als wir dann beim stolzen Blick auf die Liste entdecken, dass wir mit Eisliebe doch einen Laden auf unserer Tour vergessen haben, zögern wir nochmal kurz – doch das Limit ist für heute erreicht. Es war ein toller Tag, voller Gaumenschmaus, interessanten Orten und netten Begegnungen.
Eine weitere Tour führt übrigens durch die Bochumer Innenstadt. Tickets gibt es unter www.kulinarische-schnitzeljagd.de
verfasst von Felix
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