Das Stadtjubiläum ist zwar vorbei, zu 700 Jahren Bochum gibt es aber trotzdem noch einiges zu erzählen. Im Stadtarchiv geht die neue Dauerausstellung „Bochum macht sich. Schlaglichter Bochumer Geschichte“ das Jubiläum mit frischem Blick an: Statt einer möglichst allumfassenden Retrospektive liefert die kostenlose Ausstellung einige für die Stadtentwicklung wichtige, ausgewählte Momente, die spannend und modern aufgearbeitet wurden. Gerade deswegen können Besucher viel für sich mitnehmen.
„Wir haben es bewusst ein bisschen anders gemacht, um bei den Besuchern die Lust zu wecken, sich auf unterhaltsame Art mit der Geschichte zu befassen, ohne erhobenen Zeigefinger. Es besteht kein Anspruch auf enzyklopädische und chronologische Vollständigkeit. Es gibt bei uns auch keine schwere Kost, wir wollen alles in verständlicher und ansprechender Weise darstellen, ohne Überforderung und Überfrachtung. Und trotzdem wollen wir hier zeigen, was das Besondere an Bochum ist“, sagt Kai Rawe, Leiter des Stadtarchivs. Das Vorhaben ist gelungen.
Die Ausstellung ist in sechs Bereiche aufgeteilt, die jeweils in verschiedenen Farben hervorgehoben sind: Stadt, Menschen, Struktur, Industrie, Kultur und Wandel. Wer die erste Etage des Stadtarchivs betritt, bekommt die Aufteilung gleich nochmal vor Augen geführt. Außerdem steht direkt am Eingang ein Sockel mit der Urkunde von Graf Engelbert II. aus dem Jahr 1321, die den Stadtwerdungsprozess erst ins Rollen brachte und als Ankerpunkt für das 700-jährige Jubiläum dient. Um das historische Dokument vor Umwelteinflüssen zu schützen, ist eine Kopie unter dem Glas zu sehen – die ist jedoch täuschend echt und entspricht in Größe wie Art dem Original. Der Inhalt der Urkunde wird zu Beginn zusammenfassend übersetzt, damit die Besucher wissen, warum 1321 als Bochumer Meilenstein gilt.
Überall in der Ausstellung sind historische Fundstücke – von der Steinzeit bis zur Neuzeit – und unterschiedliche Medien mit eingebunden, viele davon in interaktiver Weise. An Hörstationen erzählen unter anderem die mittlerweile verstorbene Kultverkäuferin Elli Altegoer und Schauspieler Thomas Anzenhofer von Bochum. An anderen Stellen können hinter Klappen mit der Aufschrift „Verschwundenes Bochum“ Orte entdeckt werden, die es heute nicht mehr gibt. Displays zeigen Pläne und Karten, ein Schwarz-Weiß-Film gibt Impressionen vom früheren Bochum. In einem Klangraum kann unter anderem ins Steigerlied hineingehört werden. Und an verschiedenen Tafeln können die Besucher zum Beispiel kundtun, wer ihre Lieblingsmenschen in der Heimat sind. Texte gibt es natürlich auch, diese sind aber knapp gehalten und erschlagen die Besucher nicht gleich mit Informationen.
Ein Höhepunkt ist die interaktive Karte von Bochum, bei der jedem Stadtteil ein Schlagwort zugeordnet ist, hinter dem sich eine spannende Geschichte verbirgt. In einem anderen Eck kann an Modellen das Bochum von 1321 und des 18. Jahrhunderts entdeckt werden. Die Besucher können so nachvollziehen, wie aus einem kleinen Siedlungskern die heutige Stadt wurde. Der Strukturwandel ist ein Thema, was die Ausstellung durchgängig begleitet. Dabei wird kein Kapitel ausgespart, von den schönen Seiten wie der Entwicklung zur Kulturstadt bis zu den dunklen Zeitaltern, wie der NS-Zeit. Auch die Menschen stehen immer wieder im Vordergrund und die Spuren, die sie hinterlassen haben. Ganz am Ende werden die Besucher selbst zum Teil der Ausstellung, wenn sie vor einem Spiegel stehen, der sagt: „Auch du prägst Bochum“. Denn wie die Geschichte nach 700 Jahren weitergeschrieben wird, haben die Bochumer selbst in der Hand.
Info
„Bochum macht sich. Schlaglichter Bochumer Geschichte“
Stadtarchiv/Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Str. 47
0234 9109510
www.bochum.de/stadtarchiv
[Dieser Text stammt aus dem BOMA-Stadtmagazin, Ausgabe Januar/Februar 2022]