
Bochumer Wochenmarkt: Tradition seit über 700 Jahren
Zum Plausch und Tausch Bochumer Wochenmarkt: Tradition seit über 700 Jahren
Mittwoch, 24. Juni 1321, Markttag in Bochum: Der Bauer reiht Äpfel und Birnen an seiner Verkaufsstelle auf, nebenan werden schon die ersten Eier verkauft, und einen Stand weiter geht ein Hühnchen über die Theke, während die neuesten Gerüchte ausgetauscht werden. Schon vor 700 Jahren und früher spielte der Markt eine zentrale Rolle für Bochums Bürger. Bis heute ist er ein wichtiger Teil unseres alltäglichen Lebens geblieben. Mit einer besonderen Aktion weisen die Händler ab sofort auf die lange Tradition ihres Marktes hin.

Frische, regionale Waren und gute Gespräche – das gab es in Bochum auf dem Markt schon immer. Deswegen zeigen die Markthändler unter dem Motto „Über 700 Jahre Wochenmarkt“ Flagge. Ab Sommer soll es einige Aktionen um die Historie des Marktes geben. Unter anderem mit lebensmittelechten Stickern, die auf speziell kreierten oder ausgesuchten historischen Produkten angebracht sind. Der Markt hat viel zu bieten, damals wie heute.
Die älteste urkundliche Erwähnung eines Marktes in Bochum stammt aus dem Jahr 1298. Spätestens im 12. Jahrhundert hatte sich am Castroper Hellweg wohl aber schon ein erster Markt etabliert. Dieser spielte als zentraler Ort, an dem Waren veräußert und Geschichten erzählt wurden, eine wichtige Rolle für die Bürger. Feste Läden gab es zu dieser Zeit noch nicht. Auf dem Markt kamen die Ackerbauern, Viehzüchter und Handwerker zusammen, um ihre Tauschgeschäfte für die notwendigen Dinge des täglichen Bedarfs durchzuführen. Da auch Zeitung, Radio und Internet noch in weiter Ferne lagen, war der Marktplatz ebenso ein Ort der Begegnung.
Akordeon

Bei der Stadtwerdung nahm der Markt auch seinen Platz ein. Das zum Stadtjubiläum ausgerufene Datum vom 8. Juni 1321 geht
auf die Verleihung einer Urkunde von Graf Engelbert II. von der Mark an die Bochumer zurück. Dort passte der Graf sein althergebrachtes Hofrecht an, das bis dahin wahrscheinlich nur mündlich tradiert wurde. Die Urkunde verlieh zwar noch kein Stadtrecht, aber es war ein erster großer Schritt dahin. Der Markt spielte dabei eine übergeordnete Rolle.
Zu dieser Zeit begann ein Teil der Bewohnerschaft, die sich um die Propsteikirche niedergelassen und dort einen neuen Markt etabliert hatte, eine Verbesserung ihrer Rechte anzustreben. Engelbert kam seinen Bürgern entgegen und regelte in der Urkunde von 1321 das gesellschaftliche Leben, das im öffentlichen Raum vor allem das Geschehen auf dem Marktplatz betraf. So sind viele der Ge- und Verbote sowie Strafen und Regelungen auf den Markt bezogen, etwa auf die Kontrolle und Bestimmung von Maßen, Gewicht und Waren. Die Bürger wurden dabei mit einbezogen, an den Gerichtseinkünften beteiligt und durften bei der Marktaufsicht mitwirken.
In Bochum wurde von jeher das „WiR“ großgeschrieben. Der Markt wuchs, ebenso wie die Bürgerschaft. Gemeinsam entwickelten die Bochumer das kleine Dörfchen rund um den Marktplatz zu der Stadt, die wir heute kennen. Die zentrale Rolle des Marktes ist geblieben. Auf den vielen Marktplätzen in Bochums Stadtteilzentren wird noch heute fast wie vor über 700 Jahren Woche für Woche geplauscht und getauscht.
INFO
Dieser Artikel ist mit Unterstützung des Bochumer Stadtarchivs entstanden. Wenn Sie mehr über die Historie des Bochumer
Wochenmarktes oder der Stadt wissen wollen, gibt es im Stadtarchiv weitere Informationen: www.bochum.de/stadtarchiv.
Felix Kannengießer
Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe Juni 2021 erschienen.
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