
Verein besitzt rund 400 Darstellungen der Weihnachtsgeschichte
Zu Besuch beim Krippenpapst Verein besitzt rund 400 Darstellungen der Weihnachtsgeschichte
Es gibt einige Dinge, die gehören in den meisten Haushalten zur Weihnachtszeit einfach dazu: ob Tannenbaum, selbst gebackene Plätzchen oder eine Krippe, die oft von Generation zu Generation weitergegeben wird. Nicht nur in Deutschland haben Krippen Tradition, überall in der Welt wird die Geschichte der Geburt Jesu alle Jahre wieder mit Figuren nachgestellt. Einige der beeindruckendsten Darstellungen gibt es in Bochum zu sehen: Im Stadtteil Dahlhausen wurde an Heiligabend vor 28 Jahren der Bochumer Krippenverein gegründet, der ab dem 6. November wieder seine Türen öffnet. Zur Sammlung gehören mehr als 400 Krippen, die teils Geschenke aus aller Welt sind, teils selbst gefertigt – vom Krippenbauer Manfred Lipienski, seiner Frau Rosemarie und Mitbegründer Jürgen Hasemann.
Im Krippenmuseum in Dahlhausen eröffnet sich den Besuchern ein Weihnachtstraum: In besinnlicher Atmosphäre wird unter einem künstlichen Sternenhimmel jedes Jahr eine Auswahl von über 250 Darstellungen der Weihnachtsgeschichte ausgestellt. Möglich macht das Manfred Lipienski, der sich über die Jahre mit Recht den Beinamen Krippenpapst verdient hat. Nach einem Arbeitsleben unter Tage, im Bochumer Verein und als selbstständiger Elektromeister entschied er sich 1991 zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er machte sich auf nach Tirol und wurde tief in den Bergen Österreichs 1994 zum bis heute ersten und einzigen geprüften Krippenbaumeister Bochums.
Die erste Krippe fertigte er 1990 noch für sich selbst. Über die Jahre wurde die Leidenschaft immer größer, die Stücke immer mehr. Und so wurde 1993 der Verein gegründet, der seitdem immer von November bis Dezember eine Ausstellung an der Eiberger Straße 60 stemmt, die ihresgleichen sucht. Dabei liegt die Last auf drei Schultern: Der Krippenverein verfügt zwar über rund 40 Mitglieder, doch die aktiven Kräfte dahinter sind der Krippenpapst, Jürgen Hasemann und Rosemarie Lipienski, die vor allem für die Recherche, Feinarbeiten und begleitende Texte zuständig ist.
Accordion

Überraschung zum Stadtjubiläum
Selten hat sich das Trio so sehr auf die Eröffnung gefreut, wie in diesem Jahr, denn 2020 mussten die Krippentage wegen der Corona-Pandemie erstmals seit 27 Jahren ausfallen. In diesem Jahr hat sich Lipienski deswegen ein spezielles Projekt ausgedacht. Alljährlich zeigt er in Dahlhausen, neben einer Auswahl seiner Sammlung, eine neue Darstellung der Weihnachtsgeschichte. Was es 2021 wird? „Das wird noch nicht verraten, den Vorhang lüften wir zur Eröffnung“, sagt der 80-Jährige und gibt zumindest einen kleinen Tipp: „Wir werden die verpasste Gelegenheit aus dem letzten Jahr nachholen und zum 700-Jährigen der Stadt Bochum etwas ganz Besonderes präsentieren.“ Die Veranstaltung ist Teil des Festkalenders zum Stadtjubiläum, der von den Ideen der Bochumer Bürger lebt und unter www.bochum-700.de eingesehen werden kann.
Obwohl das neueste Ausstellungsstück vorerst noch ein Geheimnis bleibt, fehlt es dem Krippenmuseum nicht an spannenden Highlights. „Uns ist nie langweilig geworden. Jede Krippe spricht und hat ihre eigene Geschichte. Mit der Krippe kann man viel bewegen“, erzählt Lipienski, der mit seinen detailgenauen Interpretationen schon denkwürdige Darstellungen erschaffen hat, die zum Nachdenken anregen. Für Aufsehen sorgte ein Exponat mit lebensgroßen Figuren, das auf die Verfolgung der Kopten in Ägypten verwies und Josef, Maria sowie das Jesuskind auf einem Motorrad gen Dahlhausen flüchten ließ. Immer wieder spielt bei ihm auch Heimat eine Rolle: Bei der Bochumer Stadtkrippe hat er den St. Matthias-Erbstollen in Linden nachgebildet und die Szene unter Tage spielen lassen. Aus seiner Hand stammt auch eine Holz-in-Holz-Krippe. Dafür hat er mehrere Baumwurzeln zu einer zusammengefügt. Im Fundament des Baumes findet sich die Heilige Familie als Fundament des Christentums.
Geschenk vom ghanaischen König
Spektakulär sind auch die Krippen, welche die Lipienskis über die Jahre für das Museum gewonnen haben. Sie haben den Weg aus rund 60 Nationen nach Bochum gefunden. Im Jahr 2018 war die Originalkrippe von Konrad Adenauer als Leihobjekt zu sehen. Eine der Krippen wurde von König Otabi III. aus Ghana persönlich nach Dahlhausen gebracht – barfuß im Winter, bei Schnee. Eine Perlmuttkrippe stammt von Friedensnobelpreisträger Jassir Arafat. Die in bunten Farben leuchtende Szopka, die Krakauer Weihnachtskrippe, wurde von Kardinal Franciszek Macharski, dem verstorbenen Erzbischof von Krakau, gesegnet. Eine andere hat der Bochumer Probst Ludwig aus Äthiopien mitgebracht, mit einer vierten Figur, die König Salomon darstellt.
Wohin das Auge reicht, die Krippen haben alle einen besonderen Charakter. Wer sich selbst davon überzeugen will, kann eine der lebendigen Führungen bei Lipienski buchen. Bis zum 20. Dezember führt er angemeldete Besuchergruppen durch das Krippenmuseum, an Weihnachten sitzt der Krippenpapst dann selbst mit seiner Frau Rosemarie inmitten der Ausstellung unter dem Sternenhimmel – denn auch bei ihnen hat die Krippe zu Weihnachten eine Tradition. Telefonische Anmeldung: 0234 492280.
Krippen in Rathaus und Kirchen
Eine Krippe aus der Sammlung wird übrigens seit 1999 immer im Bochumer Rathaus ausgestellt. Die drei Torbögen des Rathauses bestückt der Verein seit 2014 außerdem mit dem Geleucht des Bergmanns, umhüllt von einer aus Tannen gefertigten Bochumer Glocke. Mit seiner Tätigkeit und seiner Ausstellung ist Lipienski stadtweit und darüber hinaus einzigartig, doch Krippen gibt es in Bochum natürlich noch an anderen Stellen zu entdecken. In vielen Haushalten und den meisten Kirchen kommen sie zum Weihnachtsfest wieder hervor. Auch hier gibt es besondere Stücke zu entdecken.
In Wiemelhausen bei der St. Johannes Gemeinde wird eine Krippe zur Adventszeit wöchentlich neu gestaltet, um das schrittweise Zugehen auf Weihnachten zu untermalen. In der St.-Liborius-Kirche in Grumme steht eine Krippe, die von den Gemeindemitgliedern mit Urlaubsmitbringseln wie Steinen oder Amphoren ergänzt wird. Und bei St. Franziskus in Weitmar-Mitte wurde eine von den Gemeindemitgliedern gebaute Krippe wegen der Corona-Pandemie auf den Platz vor der Kirche versetzt. Der Pastor der Gemeinde, Stefan Schewe, bringt es auf den Punkt: „Zu Weihnachten gehört eine Krippe einfach dazu.“
Felix Kannengießer
Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe November 2021 erschienen.
28. Bochumer Krippentage 6. November bis 20. Dezember 2021
Bochumer Krippenverein
Eiberger Str. 60
44879 Bochum
www.bochumer-krippenverein.de
Anmeldungen unter T0234 492280
Weitere Ausstellungsstücke des Krippenvereins



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