Manchmal muss man unter die Oberfläche schauen. Und findet: ein Museum.

Unsichtbare Kunst Manchmal muss man unter die Oberfläche schauen. Und findet: ein Museum.

In Bochum wird unter Tage nicht nur Kohle gefunden, sondern seit dem 14. September 2015 auch eine außergewöhnliche Kunstsammlung. Denn mit der Eröffnung des „Museum unter Tage“ (MuT) wurde das weltweit einzigartige museale Gesamtkonzept der „Stiftung Situation Kunst“ im Park von Haus Weitmar komplettiert.

Es ist nicht nur der Bezug zum Bergbau, der ausschlaggebend für den Bau unter der Erde war, sondern vor allem die Integration des Gebäudes in die Parklandschaft. Das wurde im Jahr der Kulturhauptstadt 2010 schon geplant und ab September 2014 dann von Vervoorts & Schindler Architekten BDA aus Bochum umgesetzt. Ein Ziel war es, „den Park weitgehend zu erhalten und den Bochumern nicht zu viel Fläche zur Erholung zu nehmen“, erklärt Maria Schulte, die Kuratorin des MuT.

In drei Bereichen wird dort die Dauerausstellung „Weltsichten – Landschaft in der Kunst seit sechs Jahrhunderten“ gezeigt. Diese thematische Fokussierung ist einmalig. Eine ähnliche Dichte an Landschaftsdarstellungen ist erst in Paris oder New York wieder zu sehen. „Weltsichten“ gibt keine chronologische Entwicklung der Landschaftsmalerei wieder.

Es geht darum, zu zeigen, dass der Blick auf die Welt seit Jahrhunderten durch geistesgeschichtliche, soziale, kulturelle und politische Entwicklungen geprägt ist.

Akordeon

Spannend dabei ist, dass nicht erst die eigentlichen Kunstwerke die Besucher inspirieren. Alleine die Tatsache, Landschaft in einem Bereich zu thematisieren, wo man sie nicht mehr sieht, scheint paradox und regt zum Nachdenken an. Auch wenn das MuT dem in die Ruine von Haus Weitmar integrierten Kubus architektonisch gegenübergestellt ist, verwundert das bloße „Nichtsichtbar-sein“ des Museums ebenfalls. Auch wenn zum Beispiel die Außenmaße durch die von Erik Reusch künstlerisch gestaltete Außenfläche dezent deutlich gemacht werden.

Wer dann vor den Werken steht, nimmt die Kunstwerke losgelöst von äußeren Einflüssen wahr. Dabei kommt dem Betrachter die schlichte, ja sogar minimalistische Ausgestaltung des Ausstellungbereiches zugute. Denn an den vier Meter hohen, weißen Wänden in den großzügigen Räumen lenkt nichts von den Werken ab, sei es von einem der Alten Meister aus den Niederlanden, Paul Klee, Picasso oder Catalina Parbòn. Ebenfalls einmalig sind die Ausbildungsaspekte, die „Situation Kunst“ für die Studierenden der Ruhr-Universität bietet.

Dazu sagt Maria Schulte: „Die 'Stiftung Situation Kunst' ist direkt der Uni assoziiert. Es ist ein Projekt, das Studierenden der RUB gewidmet ist“. So können angehende Kunsthistoriker und auch Interessierte anderer Studiengänge im Museumsalltag helfen, Katalogtexte schreiben bzw. publizieren und die Bibliothek nutzen. Bei der Realisierung von so einem großen Ausstellungsprojekt zu helfen, ermöglicht den Studierenden eine einzigartige und willkommene Praxisnähe. Kohle gibt es in Bochum nicht mehr. Aber an ihre Stelle sind gleich mehrere Nachfolger getreten: Kultur, Natur, Bildung und Kunst unter Tage.

Luisa Bartmann

Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe Januar/Februar 2016 erschienen.

Museum unter Tage

Nevelstraße 29D
44795 Bochum
T 0234 3228533

www.situation-kunst.de 

Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage von 12 bis 18 Uhr
Kostenlose Kurzführungen am Wochenende um 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr

Kunstmuseum Bochum Beeindruckende Kunst ist in Bochum auch an anderen Orten zu finden, wie im Kunstmuseum Bochum. Eröffnet wurde es 1960 als städtische Kunstgalerie in der prächtigen Villa Marckhoff-Rosenstein, die einen Glanzpunkt in Bochums Stadtbild darstellt.

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