
Augen auf beim Spaziergang
Augen auf beim Spaziergang Entdecken Sie Kunst im öffentlichen Raum in Bochum
Da wir in unserem „neuen“ Alltag, der durch das Coronavirus maßgeblich beeinflusst wird, an allen Ecken und Enden mit Einschränkungen leben müssen, liegt es an jedem selber, aus der Situation das Beste zu machen.
Viele haben im Laufe der letzten Monate neue Dinge für sich entdeckt, zum Beispiel das Fahrradfahren, Wintergrillen oder neue Wanderstrecken im Ruhrgebiet. Auch direkt vor unserer Haustür gibt es jede Menge schöner Sachen, die entdeckt werden wollen. Beispielhaft stellen wir Ihnen unseren Spaziergang zum Thema "Kunst im öffentlichen Raum" in der (erweiterten) Bochumer Innenstadt vor.
Laut Wikipedia soll es in Bochum knapp 700 öffentlich zugängliche Kunstwerke geben. Eine stattliche Zahl, allerdings hat der durchschnittliche Bochumer Bürger von den Werken bisher vermutlich nur einen Bruchteil wahrgenommen. Oftmals gehen wir an Dingen vorbei, ohne sie wirklich zu sehen, oder man fragt sich im Stillen, ob das jetzt wirklich Kunst ist oder eher weg kann. Denn die Eindrücke, die Kunstwerke bei uns erwecken, sind immer subjektiv und regen im optimalen Fall zu Diskussionen an. Der hier vorgestellte Kunstspaziergang führt vom Hauptbahnhof bis zum Bochumer Stadtpark und hält neben den vermutlich „altbekannten“ Werken sicher auch die eine oder andere Überraschung parat.
Kunst im öffentlichen Raum - Themenrundgang

Hauptbahnhof
Wandmosaik
In der unteren Ebene am Treppenabgang zu den U-Bahnen hängt ein riesiges Wandmosaik des Hagener Künstlers Leo Janischowsky. Hier kann der Betrachter einige der bekanntesten Bochumer Wahrzeichen entdecken, wie zum Beispiel das Audimax der Ruhr-Universität, das Schauspielhaus, das Zeiss Planetarium, das Deutsche Bergbau-Museum u. v. m. In den Nischen der darunterliegenden U-Bahn-Ebene werden einige der Motive noch mal in vier Reliefs aus Stahl und Aluminium aufgegriffen.
KunstLichtTor 15
An der Bahnunterführung auf der Universitätsstraße befindet sich das KunstLichtTor 15. Hier sind seit 2014 die Worte „Woher“ (Richtung stadteinwärts) und „Wohin“ (stadtauswärts) in zahlreichen Sprachen als Neonzeichen in individuellen Handschriften angebracht. Das soll die kulturelle Vielfalt der in Bochum lebenden Menschen verdeutlichen.
Terminal
Im Jahr 1979 wurde das Denkmal Terminal von Richard Serra aufgestellt, nachdem es für knapp 150.000 DM gekauft worden war und sorgte bei vielen Bürgern für Unverständnis. Die meisten konnten nicht verstehen, wie man so viel Geld für vier unscheinbare und rostige Platten aus CorTen-Stahl ausgeben konnte. Tatsächlich ist das Terminal bei näherem Hinsehen aber alles andere als unscheinbar, und aus jedem Blickwinkel ändert sich die Wahrnehmung des Werkes. Übrigens stiftete Richard Serra den Kaufpreis seines Werkes in Euro für den Erweiterungsbau der Situation Kunst im Jahre 2005, und das Werk an sich soll mittlerweile einen Wert von über 10 Millionen Euro haben. Eine ansehnliche Wertsteigerung für eine damals als unansehnlich betitelte Skulptur.
Boulevard/Untere Marktstraße

Boulevard/Untere Marktstraße
Entfaltung der Stadt
Das Auftragswerk der Stiftung der Sparkasse Bochum zur Förderung von Kultur und Wissenschaft zeigt in einem wie ein Leporello gefalteten Bilderbogen Szenen aus der Bochumer Stadtgeschichte. Auf der einen Seite geht es um Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, auf der anderen sind Krieg und Zerstörung zu sehen.
Kuhhirtendenkmal
Ein Stück weiter auf der rechten Seite am Abgang Richtung Propsteikirche steht das Kuhhirtendenkmal. Und zuerst die schockierende Wahrheit: Kortebusch hieß gar nicht Fritz mit Vornamen und war nach neuesten Erkenntnissen auch nicht der letzte Kuhhirte Bochums! Getauft wurde er nämlich auf den Namen Diederich Henrich, und er starb bereits 1866 an einem Schlaganfall. Somit kann er nicht bis 1870 die Kühe zur Voede getrieben haben. Die Bronze-Skulptur ist eine Nachbildung des Originals von August Schmiemann aus dem Jahr 1908, das im Zweiten Weltkrieg wie alles andere aus Bronze eingeschmolzen wurde. Die Nachbildung stammt vom Bochumer Walter Kruse und wurde im Januar 1962 feierlich eingeweiht.
Graf-Engelbert-Statue
Die Enthüllung der Statue, die eine Nachbildung des im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenen Originals ist, fand am 4. Juli 2020 statt. Mehrere Jahrzehnte lang war der Engelbertbrunnen im Bermuda3Eck Treffpunkt für die Partyszene, bevor er durch mehrere Umgestaltungen erst verkleinert und dann ganz abgeschafft wurde. In den letzten Jahren war die Figur des Grafen Engelbert kaum wahrnehmbar an den Straßenrand verpflanzt worden und drohte, in Bedeutungslosigkeit zu versinken. Mit dem neuen Standort in der ehemaligen Altstadt zwischen Propsteikirche und dem Alten Brauhaus Rietkötter wird der Graf wieder besser wahrgenommen und kann nebenbei sogar die Junggesellen beim Ausmarsch nach Harpen beaufsichtigen.
Bergstraße

Bergstraße
Weltkarten-Installationen
Hier gibt es verborgene Kunst in der Unterführung zu sehen, an der vermutlich auch langjährige Bochumer bisher immer vorbeigelaufen sind. Bereits im Jahr 1991 wurde vom Kunstverein Bochum eine Weltkarten-Installation vom Berliner Künstler Norbert Radermacher gespendet. Diese wurde an den Verstrebungen an der Unterseite der Gleise befestigt und ist richtig gut nur im Dunkeln zu erkennen, wenn sie von der Straßenlaterne beleuchtet wird.
Augusta-Kranken-Anstalt
Ein Stück weiter die Bergstraße hoch befindet sich das Gelände der Augusta-Kranken-Anstalt. Und das wartet sogar mit einer eigenen Kunstausstellung auf. Denn der ehemalige Geschäftsführer Ulrich Froese war Förderer von Kunst und Kultur und sah in der Kunst einen wichtigen Beitrag zur Genesung. Auf dem gesamten Gelände können verschiedene Skulpturen und Fassadengestaltungen entdeckt werden. Daher sollte man unbedingt auch einen kleinen Gang durch die Anlage und den Patientenpark machen, der von der Zeppelinstraße aus zugänglich ist.
Kunstmuseum
Das Kunstmuseum Bochum zeigt nicht nur im Inneren Kunst. Auch im Außenbereich gibt es verschiedene Werke zu sehen. Zum Beispiel die Steinskulptur von Ulrich Rückriem, gefertigt aus einem Granitblock aus der Normandie. Diese stand ursprünglich vor der Westfalenbank an der Huestraße und wurde im Zuge des Umbaus im Herbst 2008 an den neuen Standort am Kunstmuseum versetzt. Sehenswert ist auch das Bronzerelief La Bataille von Jacques Charles Delahaye an der Außenmauer des Museums an der Bergstraße. Hier zeigt der Künstler ein Schlachtgetümmel von Reitern und Pferden, die sich aus der Skulptur herausdrängen. Im Dunkeln ist die Skyline von François Morellet sichtbar, eine Installation aus Leuchtstoffröhren an der Museumsfassade, die im Zuge der Kulturhauptstadt 2010 entstanden ist.
Kunstmuseum & Stadtpark

Stadtpark
La Grande Ruota
Am Eingang des Stadtparks gegenüber des Kunstmuseums sieht man rechts auf der Fläche vor dem Teich die etwa 53 Tonnen schwere Stahlskulptur La Grande Ruota des italienischen Künstlers Giuseppe Spagnulo. Diese war vorher im Schlosspark Weitmar anzufinden und wurde im Jahr 2006 als private Dauerleihgabe gegenüber des Kunstmuseums aufgestellt. Die Skulptur entstand in der Reihe der Ferri Spezzati, der zer- oder gebrochenen Eisen, deren scheinbare Leichtigkeit im Gegensatz steht zur Schwere des industriellen Materials.
Iron Report
Geht man am Teich entlang, stößt man auf die dreiteilige Stahlcollage Iron Report des tschechischen Malers und Bildhauers Ales Veselý. Die Konstruktion besteht aus geschweißten Stücken, kombiniert mit Fundstücken aus der Produktion der Eisen- und Stahlindustrie. Die Hauptskulptur steht auf einem kleinen Hügel und für die Aufstellung war ein aufwändiges Fundament erforderlich.
Jungmädchen-/Fortuna-Brunnen
Doch der Stadtpark kann auch „romantisch“ sein. Im Rosengarten in der nördlichen Hälfte des Parks befindet sich der Jungmädchen oder Fortuna-Brunnen. Dieser wurde 1926/1927 im Stadtpark aufgestellt. Bei einer Umgestaltung des Rosengartens im Jahre 1995 wurden die Mädchenfigur sowie die vier Fische des Sockels gestohlen. Da in Cottbus aber ein nahezu identischer Brunnen steht, konnte der Brunnen durch Abgüsse dieser Figuren wiederhergestellt werden und ist seit 2007 wieder vollständig.
Frosch Fridolin
Den Abschluss des Kunstspaziergangs bildet die Bronzefigur von Frosch Fridolin auf der Brücke unterhalb des Wasserfalls nördlich des großen Teiches. Dieser kann zwar nicht als hohe Kunst bezeichnet werden, ist aber ein sympathisches Kerlchen und wurde vom Rotary Club, der die Figur in 2005 spendete, den Bochumer Kindern gewidmet. Und es bringt bestimmt Glück, wenn man ihn anfasst.
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