
Eine Hochburg für Literaten
Eine Hochburg für Literaten Bochumer Fortsetzungsgeschichte im Buchformat
Beim Fortsetzungsroman zum Stadtjubiläum haben 135 Bochumerinnen und Bochumer mitgeschrieben, angefangen mit und vollendet von Autor Frank Goosen. Die Geschichte ist bislang nur im Internet erschienen. Pünktlich zum StadtPicknick, das am 19. Juni nachgeholt wird, wird es den Fortsetzungsroman zu 700 Jahre Bochum aber auch in gedruckter Form als Taschenbuch geben. Diese Gelegenheit wollen wir nutzen, um den Blick über den Bücherrand des Fortsetzungsromans auf einige hiesige Schriftsteller zu werfen. Denn Frank Goosen ist allbekannt, doch Bochum ist auch über den Erfolgsautor hinaus eine wahre Literaturstadt.

Eine besonders beliebte Gattung für Bochumer Autoren ist der Kriminalroman. So auch bei Arne Dessaul. Im Jahr 2016 erschien sein erstes Buch „Trittbrettmörder“. Jährlich kam eines hinzu, die Serie umfasst fünf Titel, ist stets mit doppeltem Boden ausgestattet und spielt in Dessauls Geburtsort Wolfenbüttel sowie teils in Bochum, das seit 1989 seine Heimat ist. Im vergangenen Jahr startete der Autor, der in der Kommunikation der Ruhr-Uni arbeitet, eine neue Reihe in Bochum: In „Ihr letztes Stück“ geht es um einen grausamen Mord am Schauspielhaus. Am 8. Juni um 19 Uhr liest der Autor in der Stadtbücherei Langendreer aus seinem Roman. Im November erscheint der nächste Titel: „Sein letzter Witz“, in der ein Satiriker in einer Bochumer Hotelsuite erstochen wird.
Auch Allan Ballmann hat sich auf Kriminalromane spezialisiert. Der hauptberufliche Kriminalhauptkommissar ist eher zufällig zum Autor geworden, als er 2016 seine Frau zum Geburtstag mit einem selbst geschriebenen Krimi überraschen wollte. Der kam so gut an, dass erst eine Veröffentlichung folgte und anschließend zwei weitere Bücher. Zuletzt erschien mit „Bestie“ eine Geschichte, die nichts für zart besaitete Leser ist. Hier stellt ein Serienmörder seine Opfer auf spektakuläre Art in der Öffentlichkeit aus. Mitten in Bochum.
Neu am Markt ist Lieven Rother. Auch er ist hauptberuflich bei der Bochumer Polizei angestellt. Mit seinem Debütroman „Marshall in Love“ liefert er einen Regionalkrimi auf 600 Seiten, der auch gesellschaftskritische Töne zum Antisemitismus und zur Ausländerfeindlichkeit mit aufnimmt.
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Alte Hasen auf dem Gebiet sind hingegen die Märkert-Brüder. Der ehemalige Bewährungshelfer Peter Märkert hat seit 2003 sieben Romane veröffentlicht, darunter fünf Justizkrimis. Das neueste Werk heißt „Vorbelastet“ und ist im vergangenen Jahr erschienen. Sein Bruder Klaus Märkert ist neben seinen autobiographisch gefärbten Romanen im Zwielicht der Großstadt auch für Kurzgeschichten bekannt, besonders seine „Nachthumor“-Bände mit viel Sinn fürs Skurrile haben eine große Leserschaft gefunden.
Auch aus anderen Themen sind Erfolge entstanden. Juckel Henke überzeugt durch seine Sprachgewandtheit und seinen schwarzen Humor, in die er seine Geschichten kleidet. Allein seine Buchtitel sprechen für sich, ob „Frauen, die nach Schinken stinken“ oder „Wer möchte denn schon wie Herr Münch hausen“. Andrea Behnke hat sich vor allem auf Kinderbücher spezialisiert und ist dadurch weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Ihr vierter und aktueller Roman „Die Verknöpften“ spielt im Bochum des Jahres 1938 und hält eine rührende Geschichte um Freundschaft bereit. Daneben hat sie auch etliche Bilderbücher und Vorlesegeschichten geschrieben. Der Mathematiker und Physiker Aeneas Rooch hingegen erklärt die Wissenschaft auf unterhaltsame Weise für Jedermann. Zuletzt drehte sich bei ihm alles um die „Entdeckung der Unendlichkeit“, das gleichnamige Buch ist ein Bestseller.
Viele der Autoren kennen sich untereinander, einige haben sich unter dem Namen „Bochumer Literaten“ zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu helfen, kreativ auszutauschen und gemeinsame Aktionen zu organisieren. Eine der Gründerinnen ist Heide Rieck, die eine der profiliertesten Schriftstellerinnen in Bochum ist. Poetische wie politische Texte ebnen ihren Weg, ob Lyrik, Prosa oder Essays.
Anja Liedtke ist Mitglied der „Bochumer Literaten“. Seit 1995 ist sie Autorin und konnte ihr Hobby über die Jahre zum Beruf machen. Ihr letztes Werk „Ein Ich zu viel“ ist im vergangenen Jahr erschienen – ein Roman über die Schwierigkeit, den eigenen Lebensweg zu finden. Aufgefallen ist die mehrfach ausgezeichnete Autorin außerdem mit ihren durch den Bochum-Fonds geförderten poetischen Spaziergängen, bei denen sie an der Ruhr passende poetische Naturtexte vortrug. „Das könnte bald wieder aufleben“, verrät sie. Auch Julia Hoch ist Mitglied bei den „Bochumer Literaten“.
Sie hat mit „LebensWende“ 2021 ihren ersten Roman veröffentlicht, der von zwei Schwestern handelt, die durch Vertrauen und Zusammenhalt wieder ins Leben zurückfinden. Anlass ist ihre alte Stammkneipe, die einem Einkaufszentrum weichen soll.
Mit Julia Hoch schließt sich der Kreis wieder, denn sie hat auch am Fortsetzungsroman zu 700 Jahre Bochum mitgeschrieben. Insgesamt gibt es einige Hobbyautoren, die sich an der Geschichte beteiligt haben, aber auch viele Bochumer ohne literarischen Hintergrund, die einfach Lust hatten, einen Teil zu diesem besonderen Projekt beizutragen. Entstanden ist ein spannender Roman mit vielen Wendungen und jeder Menge Lokalkolorit. Wer sich selbst davon überzeugen will: Der Fortsetzungsroman ist zum Preis von 9,95 Euro am 19. Juni beim StadtPicknick am Zelt von Bochum Marketing zu erwerben und danach in der Bochum Touristinfo, Huestraße 9.
Felix Kannengießer
Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe Juni 2022 erschienen.
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