
Ein Gang durch das Bermuda3Eck: Eins für alle
Die Legendärste Meile der Stadt Ein Gang durch das Bermuda3Eck: Eins für alle
„Tief im Westen, inmitten von Bochum gibt es ein Dreieck im Herzen des Ruhrgebiets, in dem man allzu gerne verloren geht.“ Mit diesem Satz beginnt der neue Imagefilm des Bermuda3Eck, gefolgt vom Slogan „Eins für alle“. Das Ausgehviertel umfasst das Areal zwischen Südring und Konrad-Adenauer-Platz. Hier finden Besucher Tanz, Kinos, Escape Rooms, Billard, Karaoke, Livemusik, Kunst, Poetry – und all das liegt unmittelbar nebeneinander



Die Geschichte des bekannten Ausgehviertels begann vor über 40 Jahren mit dem Mandragora, das 1977 von Leo Bauer gegründet wurde und als „Wurzel des Bermuda3Eck“ bezeichnet wird. Nach zwei Jahren Corona-Pause ist die älteste Kneipe im Bochumer Bermuda3Eck inzwischen wieder geöffnet und reiht sich ein in die bunte Vielfalt. Ein weiterer Laden, der bereits seit Beginn im Viertel zu finden ist, ist die Pinte, in der vor Kurzem ein Betreiberwechsel stattgefunden hat. Das Bermuda3Eck zählt vier Millionen Besucher pro Jahr. Mit über 88 Betrieben hat es die größte Kneipendichte in NRW und schafft damit 2.000 Arbeitsplätze. Aber so viel zu den Fakten. Wir machen uns im Rahmen unserer neuen Serie „Mein Quartier ist hier“ auf eine kleine Reise durch das Viertel und testen, ob das Bermuda3Eck hält, was der Film verspricht.
Was uns bei unserem Rundgang anfangs auffällt, ist der bunte Mix an verschiedenen Läden. Wir laufen am Fahrradladen Balance und Foto Hamer vorbei, am bekannten Bratwursthaus und dem Anneliese Brost Musikforum Ruhr. Kultur, Unterhaltung, Gastronomie und Handel liegen hier wirklich nah beieinander. Dabei sind viele Läden inhabergeführte Betriebe. Neben alteingesessenen Läden fallen uns auch ein paar neue auf. Erst im März hat hier das Bitburger Wirtshaus eröffnet.
Das Wirtshaus ist modern eingerichtet, mit hellem Holzmobiliar und dunkelgrünen Polstern. Durch eine eingebaute Glaswand der halboffenen Küche können wir von unserem Tisch direkt in die Küche sehen und zuschauen, wie unser Essen zubereitet wird. Hier gibt es übrigens deutsche Küche. Khalid Reda, Betriebsleiter im Wirtshaus, erzählt uns, dass so ein Lokal hier im Bermuda3Eck noch gefehlt habe. „Schnitzel, Grillteller, Haxe, das kommt einfach gut an bei den Leuten. Und auch der Kaiserschmarrn ist der Renner“, erzählt er uns. Das Publikum hier ist gemischt. Zu trinken gibt es hier natürlich Bitburger, aber auch anderes Bier, denn gerade wegen des glutenfreien Bieres kämen viele Kunden. Besonders beliebt sind auch die zwei runden Zapftische, die reserviert werden können. Hier können die Gäste selbst zapfen. „Die Bank dreht sich wie ein Karussell, so kommt jeder mal an den Zapfhahn,“ sagt Khalid.
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Dass das Wirtshaus eine Bereicherung für das Viertel ist, findet auch Kerstin Schneider. Sie ist Inhaberin des Union Kino, das unsere nächste Station ist. Das Union Kino befindet sich im Lueg-Haus, dem ersten Hochhaus Bochums. Einst befand sich hier eine Ausstellungshalle für Autos, heute zeigt das Union Kino hier Filme in sieben Sälen. Kerstin Schneider ist stolz auf den Standort inmitten des beliebten Viertels: „Die Lage ist genial, weil man nach oder vor dem Kino so viel machen kann. Das Eck ist einfach legendär.“ Bei Kerstin Schneider kommt im Bermuda3Eck ein Gefühl auf wie im Süden. Besonders gefallen ihr das Flanieren und die Leute. Wir schauen uns einen Film an, während wir in den gemütlichen roten Sitzen des Kinos sitzen und Popcorn naschen. Uns fällt wieder einmal auf, dass Kinobesuche einfach etwas ganz Besonderes sind. Für Kerstin Schneider bedeutet Kino auch immer noch ausgehen. Sie schwärmt: „Kino ist, mit ganz vielen Leuten in einem Saal zu sitzen, gemeinsam zu lachen, mitzufiebern oder sich zu erschrecken. Das werden sie zu Hause niemals haben.“

Nach dem Kinobesuch kommen wir vorbei an weiteren Cocktailbars, Restaurants und einer Pommesbude. Mit dem Art Hotel Tucholsky gibt es sogar ein Hotel inmitten des Viertels. Unsere kleine Tour lassen wir im Three Sixty ausklingen, das auch schon mehr als 20 Jahre fester Bestandteil des Bermuda3Eck ist. Hier treffen wir uns mit Christian Bickelbacher, Geschäftsführer der BJW Essen & Trinken Gastronomie GmbH und Betreiber des Three Sixty, Tapas und Tucholsky. Außerdem ist er Gründungsmitglied und Teil des Vorstands der Immobilien und Standortgemeinschaft Bermuda3Eck Bochum e. V. (ISG). Er kennt das Ausgehviertel also bestens und erzählt uns: „Was das Bermuda3Eck ausmacht, ist nicht nur die Vielfalt der Gastronomie und Geschäfte, sondern auch die verschiedenen Nationen. Wir leben Integration und haben hier über 30 verschiedene Nationen beschäftigt.“
Und nicht nur das, im Bermuda3Eck finden sich Gäste mehrerer Generationen wieder. „Du kannst mit acht und mit 88 Jahren hier Spaß haben“, so Bickelbacher. Auch das Three Sixty freut sich über neue Nachbarn im Bermuda3Eck, aber ebenso auf die zukünftigen Nachbarn in der Innenstadt, wie das Viktoria Karree und das Haus des Wissens. Denn man befruchtet sich hier gegenseitig, die Kunden dort werden sicher auch den Weg ins Bermuda3Eck finden. So ist Christian Bickelbacher der Meinung: „Die Zukunft liegt in der Gesamtentwicklung von Bochum, und da tut sich einiges.“ Wir freuen uns drauf!

Lisa Eschmann, Anna Schlenter
Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe September 2022 erschienen.
Kunstwerke in Bochum
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