Die Kaffee-Philosophen

Die Kaffee-Philosophen Auch in Bochum gewinnt guter Kaffee immer mehr an Bedeutung

Ob schwarz, als Milchkaffee oder Espresso: Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen. Das Heißgetränk trotzt allerlei Vorurteilen, wie zum Beispiel, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht oder schlecht fürs Herz ist, und hat sich stattdessen zu einem festen Bestandteil des alltäglichen Lebens gemausert. Dass diese Klischees meistens auch gar nicht stimmen und Kaffee zudem nicht immer gleich Kaffee ist, lässt sich bei einer genaueren Betrachtung erkennen. Denn neben dem richtigen Equipment und der Kunst des Kaffeekochens sind vor allem auch die Frische des Kaffees sowie die Bohnenqualität und die Art der Röstung entscheidend. Zwei, die sich mit diesem Thema besonders gut auskennen, sind Simon Haß, der Inhaber des Baristoteles, sowie Richard Miklas von röst.art.

„Mr. Baristoteles“ Simon Haß beschäftigt sich schon sehr lange mit dem Lieblingsgetränk der Deutschen. Bereits früh entstand seine Leidenschaft für das Heißgetränk, und er begann diese während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften in den Lernpausen zu vertiefen: „Angefangen mit dem Rösten von Kaffee hab ich mit einem umgebauten Hähnchengrill in meiner Wohnung“, erzählt der Café-Besitzer schmunzelnd. „Über meine Entdeckungen ausgetauscht habe ich mich dann mit Studienkollegen, die die gleiche Leidenschaft verfolgten, sowie online auf Plattformen.“ So entstand auch der Name Baristoteles: „Ich brauchte einen Nickname für die Foren. Also dachte ich mir, ich bin eigentlich ein Philosoph, der den ganzen Tag über Kaffee schwafelt: Baristoteles – das passt.“

Den Namen hat Simon Haß behalten, als er sich nach dem Abschluss seines Studiums dazu entschied, ein eigenes Café mit Kaffeerösterei und antiken, zum Verkauf stehenden, Kaffeemaschinen zu eröffnen. „Alle fragten mich: ‚Willst du das wirklich machen? Es gibt doch schon so viele Cafés?‘ Doch ich hab mir gesagt: Wenn ich daran glaube und dahinter stehe – Warum nicht?“ Und dass sich der Mut gelohnt hat, zeigte sich schnell. Zwei selbst entwickelte Kaffeesorten hat Simon Haß bereits seit längerer Zeit auf dem Markt: Koks – feinster Stoff aus‘m Pott sowie Koks – Die dunkle Seite von Wach. Diese unterscheiden sich anhand ihres Robusta-Anteils. Doch wie kommt man auf so einen Namen?

Meine Kumpels aus dem Studium nannten meine ersten Röstversuche bzw. das ‚schwarze Zeug‘, was dabei entstand, immer Koks. Aber Koks ist eine Hommage an das Ruhrgebiet: Ehrlich, verlässlich und hochwertig. Unterm Strich kann der Gast bei uns koksen ohne sich dabei die Hände schmutzig zu machen.

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Seit neuestem hat Simon Haß eine weitere Marke im Markt: Feinkoks. Darunter versteht sich der Infusion Coffee, den Simon Haß über viele Jahre entwickelte und an dem er seit gut einem Jahr zusammen mit der G-Data forscht: „Es handelt sich um zunächst in Wein eingelegte, dann getrocknete und dann erst zu Kaffee veredelte Rohbohnen aus direktem Handel. So entsteht ein völlig neuer Geschmack.“ Kosten kann man die Weltneuheit sowie alle Koks-Sorten im Baristoteles an der Königsallee sowie im Kubus im Weitmarer Schlosspark. Hier wurde im September 2016 ein zweiter Standort eröffnet, in dem der Feinkoks zudem geröstet wird.

Simon Haß freut sich über seine Vergrößerung. Aber auch noch etwas lässt ihn strahlen: „Ich freue mich, dass in Bochum der Kaffee immer mehr an Bedeutung gewinnt und auch viel mehr geschätzt wird.“ Die Bochumer fangen an, Kaffees in den verschiedenen Gastronomien zu vergleichen und darüber zu diskutieren. „ Das zeigt mir: Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Bereits seit Mai 2006 begeistert das Café und die Rösterei röst.art mit ihrer großen Auswahl und dem gemütlichen Ambiente die Kaffeeliebhaber in der Bochumer Innenstadt. Denn schon vor mehr als zehn Jahren entschlossen sich die Inhaber Richard Miklas und Claudia Schiweck, ihre alten Berufe aufzugeben und nochmal ganz neu anzufangen. „Wir sind beide keine gelernten Barista. Meine Frau war Sozialpädagogin und ich habe als Bauingenieur gearbeitet. Die Spinnerei von einer eigenen Rösterei hatten wir schon lange im Kopf“, berichtet Richard Miklas.

Angeregt durch einen Besuch in Polen und der Entdeckung eines tollen Cafés dort, entschied sich das Ehepaar, ihren Traum in die Tat umzusetzen und ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Also fingen die beiden an, in Dortmund, Bochum und Essen nach einer geeigneten Immobilie zu suchen. In der Grabenstraße in der Bochumer Innenstadt, wo das Café auch heute noch beheimatet ist, wurde das Paar fündig. Auch ein Name war schnell gefunden: „Wir wollten auf jeden Fall irgendetwas mit dem Wort Röst. Als wir dann einmal die Sendung Westart schauten, kam uns die Idee.“

Wirft man einen Blick in das kleine Café, ist schnell erkennbar, dass es hier immer rappelvoll ist. „Im Café entstehen die interessantesten Gespräche“, verrät der geborene Wanne-Eickeler. So sitzt das Rentnerpaar auf einmal mit jungen Mädels am Tisch und es entwickelt sich ein Gespräch. „Die würden sonst wahrscheinlich einen Bogen umeinander machen. Das ist toll zu sehen.“

Das Café ist aber nicht das einzige Standbein des Inhaber-Paares: Die beiden haben außerdem einen Online-Shop, in dem sie sowohl ihren Kaffee als auch Zubehör verkaufen. „Im Laden haben wir vier Espressi sowie zehn Kaffeesorten im Angebot. Online gibt es zudem eine größere Vielfalt an Rohkaffee“, informiert der Cafébesitzer. „Unser Kaffee wird mittlerweile deutschlandweit verkauft.“

Da Richard Miklas seinen Kaffee zudem selbst röstet, hat er alle Hände voll zu tun: „Mittlerweile rösten wir meist an sechs Nachmittagen in der Woche. Meist wird der Kaffee bei uns aber trotzdem nicht älter als fünf oder sechs Tage.“ Denn auf die Frische seines Kaffees legt der Röster viel Wert. „Wir rösten lieber regelmäßig kleinere Mengen, statt auf Lager zu produzieren, sodass der Kaffee bei uns immer frisch ist.“

Neben der Frische seines Kaffees legt der Café-Inhaber auch großen Wert auf eine gute Qualität. „Bei der Auswahl der Kaffeesorten spielen meine Vorlieben natürlich eine Rolle. Allerdings achte ich immer darauf, ob der Kaffee prämiert oder nur limitiert verfügbar ist und zu den aktuell Weltbesten gehört“, so Miklas. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Herkunft des Kaffees: „Fair gehandelt muss der Kaffee immer sein.“ Das ist für alle Kaffee-Philosophen eine Herzensangelegenheit.

Lea Kazimirowicz

Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe Dezember 2016 erschienen.

Baristoteles 'Kubus'

Schloßstraße 1a
44795 Bochum
T 0234 51697341

info(at)baristoteles.de
www.baristoteles.de 

röst.art

Grabenstraße 1-3
44787 Bochum
T 0176 20836633

kaffee(at)roestart.de
www.roestart.de 

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