Kreativität verpackt in Kleinigkeiten

Der Laden vor der Haustür Kreativität verpackt in Kleinigkeiten

Das Prinzip ist recht simpel: Kleine Schränke, in denen selbst gemachte Produkte ausgestellt werden. Interessierte können vorbeischauen und das Angebot begutachten. Sofern ihnen etwas gefällt, dürfen sie sich das jeweilige Produkt herausnehmen. Bezahlt wird bar oder per PayPal. Das Konzept, dass bereits im Norden häufig zu sehen ist, etabliert sich auch immer mehr im Ruhrgebiet, weshalb wir drei Bochumerinnen besucht haben, die diese Verkaufsmethode für ihre Produkte gewählt haben.

Julia Stirnberg hat bereits im Frühjahr 2022 ihr Selbstbedienungslädchen direkt vor der Haustür in Gerthe eröffnet. Nachdem auch das jüngste Kind in den Kindergarten gekommen ist, hat sich die Dreifach-Mama dazu entschlossen, ihren Drang zur Kreativität in ihrem Beruf auszuleben. Seitdem arbeitet sie täglich daran, neue Produkte für die Kunden anzufertigen und anschließend in ihrem Lädchen „Pünktchen.Liebe“ auszustellen. Und das Geschäft läuft gut: Alle paar Tage wird der Schrank neu aufgefüllt. Dann können Besucher hier Kerzenständer, Deko-Figuren, Geschenkartikel und Kleinigkeiten zum Mitbringen aller Art finden. Welche Produkte aktuell jedoch genau verfügbar sind, können die Kunden ihrer Instagram-Seite entnehmen. Täglich steht sie mit ihren Followern in Kontakt und postet das aktuelle Angebot. „Da meine Kunden teilweise auch von weiter weg anreisen, möchte ich nicht, dass sie ein bestimmtes Produkt im Auge haben, das an dem Tag jedoch gar nicht verfügbar ist“, erklärt Stirnberg. Bislang bietet sie nur eine direkte Abholung an, eine Versendung von Produkten ist nicht möglich. So bleibe das Geschäft einfach persönlich und unkompliziert. Das Konzept basiert auf dem Vertrauensprinzip, welches tatsächlich sehr gut funktioniere: „Bislang ist noch nichts großartig weggekommen. Nur in einer Situation bin ich leider auf den Kosten sitzengeblieben.“ Das ist jedoch kein Grund für sie, an der Verkaufsmethode zu zweifeln, im Gegenteil, sie freue sich über die vielen ehrlichen Kunden.

Ähnliche Motive, einen Selbstbedienungsladen zu eröffnen, hatte auch Simone Lang. Entstanden ist ihre Leidenschaft durch ein paar Karten, die sie selbst gestaltet hat. „Ich glaube, diese Situation kennt jeder: Man benötigt spontan eine Karte, jedoch sind entweder überhaupt keine verfügbar oder einfach nicht schön. Deshalb habe ich angefangen, die Geburtstagskarten selbst zu basteln“, lacht Simone Lang. Von ihrem Hobby haben mit der Zeit immer mehr Freunde erfahren, die sich daraufhin Kleinigkeiten von ihr gewünscht haben. Irgendwann wurde die Nachfrage jedoch zu groß, sodass sie sich dafür entschieden hat, ein Kleingewerbe zu eröffnen. Mittlerweile vertreibt sie ihre Produkte nicht nur vor ihrer Haustür, sondern auch in einem Blumengeschäft in Herne, weshalb die Artikel dem unterschiedlichen Publikum angepasst werden müssen. Ihr Angebot umfasst Dekoartikel, wie beispielsweise Kerzen und Kerzenständer in jeglicher Form, auf Anfrage plottet sie aber auch T-Shirts, Geschenkbeutel oder Gießkannen mit unterschiedlichen Motiven und Sprüchen. Beim Vertrieb hat sie eine große Unterstützung an ihrer Seite: Ihre siebenjährige Tochter ist selbst Feuer und Flamme für den kleinen Laden vor der Haustür und
bekommt recht schnell mit, wenn Kunden da sind. Dann bietet sie ihre Hilfe an und berät die Besucher bei der Entscheidung. Auch Simone Lang hat nur gute Erfahrungen mit ihrer Kundschaft gemacht: „Bislang kann ich nur Positives berichten. Sogar die selbst beschriftete längste Praline der Welt für einen Euro haben alle Kunden ordnungsgemäß bezahlt.“

Die aufkeimende Langeweile zu Zeiten der Corona-Pandemie führte zu der Eröffnung des Selbstbedienungslädchens von Maike Schrader aus Wattenscheid. Zunächst hat sie ihre Produkte nur aus Spaß an der Sache für Freunde angefertigt. Durch den Kauf eines Hauses konnte sie sich schließlich den Traum eines eigenen Lädchens erfüllen. Inspiration fand sie dabei bei kleinen Bauerlädchen, die es in verschiedenen Varianten auch in Bochum zu finden gibt. Für sie ist die Selbstbedienung das ideale Konzept, da sie den Laden nur neben ihrer Haupttätigkeit betreibt und ein richtiger Laden, in dem sie immer präsent sein müsste, mit viel zu großem Aufwand verbunden wäre. Ihr Selbstbedienungsschrank wird bislang sehr gut angenommen, auch dank einiger medialer Hilfe. „Das Konzept wird immer interessanter, auch für die Medien. Das hat mir natürlich auch nochmal Aufschwung gegeben“, so Schrader. Über Facebook und Instagram informiert sie ihre Kunden zu allen Neuigkeiten. Vor allem zur Weihnachtszeit nehme sie zusätzlich aber auch einige Bestellungen an, da die Kundschaft am Stand im Winter geringer sei als in den Sommermonaten. Neben dem Standardsortiment gibt es auch immer einige saisonale Artikel, die gerne bei ihr abgeholt werden können. Die Bochumerinnen haben sich mit ihren eigenen Lädchen jahrelange Träume erfüllt. Dabei bieten alle ihren eigenen Stil an, der die Produkte umso besonderer und individueller macht. Wer das Konzept noch nicht kennt, sollte ihnen also dringend einen Besuch abstatten. Denn wer kann schon auf die schönen Kleinigkeiten im Leben verzichten?

 

Annika Plackert

Pünktchen.Liebe

Julia Stirnberg
Castroper Hellweg 501
44805 Bochum

Plotterkönigin

Simone Lang
Bövinghauser Hellweg 58
44805 Bochum

Maike Schrader

Georg-Schmitz-Straße 38
44866 Bochum

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