In Bochum laufen viele Projekte für die in der Natur so wichtigen Insekten

Bienen brauchen unsere Hilfe In Bochum laufen viele Projekte für die in der Natur so wichtigen Insekten

Jetzt, wo die Temperaturen wieder steigen, sind sie beim Spaziergang in der Natur vielerorts zu sehen und zu hören: die Bienen. Für die kleinen Insekten war es bislang ein schwieriges Jahr, das Klima und fehlender Lebensraum machen ihnen zu schaffen. Doch die Stadt Bochum, Wissenschaftler an der Ruhr-Universität, die vielen Bochumer Imker und engagierte Bürger setzen sich für die Biene und andere Insekten ein. Jeder kann seinen Beitrag dazu leisten, damit es auch in Zukunft summt und blüht.

Bienen sind vielfältige Lebewesen, es gibt über 20.000 Arten, davon rund 200 in Bochum. Zu unterscheiden ist dabei einerseits in Honigbienen, die in von Imkern betreuten Bienenstöcken leben, um Honig für die Menschen zu liefern. Andererseits – und das ist die Mehrheit – gibt es Wildbienen, die in freier Natur leben, aber keinen Honig geben. Beide haben eine wichtige Funktion: Die Hauptaufgabe von Bienen ist die Bestäubung von Pflanzen.

Der Mensch ist stark abhängig von dieser Bestäubung, denn durch sie können Felder, Obstbäume oder Gemüsepflanzen blühen. Bienen haben demnach nicht nur direkten Einfluss auf die Nahrungsmittelgrundlage von Mensch und Tier, sondern auch auf andere wichtige Rohstoffe, wie beispielsweise Baumwolle. Bienen sind ein wichtiger Teil unseres Ökosystems.

Bochum blüht und summt
Den Bienen fehlt es jedoch oftmals an Lebensraum und damit an der Nahrungsgrundlage. Einige Wildbienenarten sind sogar vom Aussterben bedroht. Um dem Insektensterben entgegenzuwirken und deren Lebensraum aufzuwerten, hat die Stadt Bochum im Jahr 2019 die Kampagne „Bochum summt und blüht“ ins Leben gerufen. Mit vielseitigen Projekten und Maßnahmen wird dabei gezielte Hilfe für und Aufklärung über Insekten geschaffen. Aktuell läuft ein Vorgartenwettbewerb, an dem jeder bis zum 31. Juli teilnehmen kann. Als Gewinn für die insektenfreundlichsten Gärten winken Sach- und Geldpreise. Ein weiterer Baustein ist das Anlegen von Wildblumenwiesen und Blühstreifen, zum Beispiel an Randstreifen von Radwegen und Äckern. Insgesamt gibt es mittlerweile fast 100 neu angelegte Flächen, die nun Lebensraum für Bienen und Co. bieten. Immer wieder kommen neue hinzu. Jeder kann seinen Beitrag leisten: Vom Blumentopf mit insektenfreundlichen Pflanzen auf dem Balkon über einen nicht gemähten Rasen bis zur Kräuterecke im Garten.
 

weiter lesen

Viel Engagement für Bienen
Engagement zeigen auch viele Vereine und Organisationen. Die Stadtwerke Bochum haben auf ihrem Überspannwerk in Linden gerade eine Sanierung genutzt, um das Dach mit insektenfreundlichen Pflanzen zu begrünen und dort Bienenstöcke zu installieren. Auch Bochum Marketing hat in Zusammenarbeit mit 19 Einzelhändlern zuletzt für eine bienenfreundliche Bepflanzung gesorgt und im Zuge des 10-Punkte-Programms, das von der Stadt Bochum, Bochum Marketing und weiteren Partnern auf die Beine gestellt worden ist, insgesamt 77 große Blumentöpfe in der Innenstadt verteilt.

Auch über den Bochum-Fonds wurden just zwei Projekte realisiert, die Bienen zugutekommen. Der Imkerkreis Johanneskirche hat das Projekt „Schöpfung bewahren – Bienen züchten“ ins Leben gerufen und will ein Bildungsangebot rund um seine Bienenvölker anbieten. Im Bochumer Südwesten sind die Naturfreunde Linden-Dahlhausen in Zusammenarbeit mit dem Eisenbahnmuseum aktiv geworden und haben zwei Insektenhotels aufgestellt. „Die Honigbienen haben ihre Stöcke, den Wildbienen fehlt es an Nestern für ihren Nachwuchs“, so Jochen Hopmann, Vorsitzender der Linden-Dahlhauser Naturfreunde: „Wir müssen an die Zukunft unserer Kinder und Enkel denken. In der Natur hängt alles zusammen. Wir müssen wegen des Klimawandels umdenken und alle etwas tun.“

 

Bienen brauchen Wärme
Neben dem fehlenden Lebensraum macht den Bienen in diesem Jahr das Klima zu schaffen. Wegen des von Wind und Regen geprägten Monats Mai konnten die Bienen erst im Juni auf Sammelflug gehen, als die Temperaturen zweistellig wurden. Das wird sich auch bei der Honigernte bemerkbar machen, die in diesem Frühjahr mau ausfallen wird. Die gute Nachricht für Honigliebhaber: Das letzte Jahr war besonders ertragreich und wegen Corona haben viele Imker noch Vorräte parat.

In Bochum sind 400 Bienenhalter registriert, die Zahlen sind in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Insgesamt 230 dieser Imker sind beim Kreisimkerverein Bochum organisiert, wo sich um Ausbildung und einen ständigen Austausch gekümmert wird. Außerdem wird im Bauernhaus an der Wasserburg Kemnade ein Bienenmuseum betrieben, das zuletzt wegen der Corona-Bestimmungen zubleiben musste. Der Vorsitzende Andreas Le Claire erklärt, wie der späte Sommer sich auf die Bienenvölker ausgewirkt hat: „Die Völker haben viel Nahrung verbraucht, die Brutzahlen gehen zurück und die Bienen sind anfällig für Erkrankungen. Da müssen die Imker höllisch aufpassen.“ Die Imker mussten ihre Bienenwaben wegen des lange kalten Wetters in diesem Jahr besonders hüten und die Bienen mit einer Zuckerlösung bei der Nahrungsbeschaffung unterstützen. Le Claire plädiert für mehr insektenfreundliche Bäume in Bochum.

Forschung an der Ruhr-Uni
Mit einem anderen Auge wird an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) auf Bienen geschaut. Die Wissenschaftler dort beschäftigen sich unter anderem mit Krankheiten, Verhalten und geruchlichen Fußabdrücken von Bienen, genauso wie mit dem Schutz der Insekten. Ein Bereich beschäftigt sich speziell mit Wildbienen, ein anderer mit Honigbienen. Im Botanischen Garten gibt es aktuell 30 Honigbienen-Völker, von denen eines in einem Schaukasten besichtigt werden kann. Einige Bienenvölker produzieren zudem universitätseigenen Honig. In Bochum hat die Bienenforschung übrigens eine lange Tradition, schon Dr. Carl Arnold Kortum schrieb drei Bücher über die fliegenden Blütenbestäuber.

Die nächste Generation
Während an der RUB die Studenten forschen, sind bei Claudia Herbers und Sako Fazlic die kleinen Forscher unterwegs. Die beiden sind seit fünf Jahren leidenschaftliche Hobbyimker und geben ihr Wissen der jüngsten Generation mit auf den Weg. Im Kleingartenverein Bochum-Riemke wird ihnen die Möglichkeit gegeben, ihrer Leidenschaft in einem eigenen Bienengarten nachzugehen. Das Paar ist fasziniert von den kleinen Insekten und deren Historie. Ein Thema liegt ihnen jedoch besonders am Herzen: In vielen Ländern dieser Welt ist der natürliche Lebensraum der Bienen durch den Menschen zerstört worden. „Wir möchten auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen und mehr Menschen dazu anregen, sich bewusst für Bienen einzusetzen. Besonders Kinder erkennen das und sind oft sehr interessiert.“

Claudia Herbers und Sako Fazlic veranstalten deswegen regelmäßig Kurse für Kinder. „Die haben ein gutes Verständnis dafür und auch oftmals ein größeres Interesse als Erwachsene. Sie können es dann wiederum besser an die Eltern herantragen, um auch sie aufmerksam zu machen.“ In dem Kurs „Die Zeitreise der Honigbiene“ bringen sie den Kindern beispielsweise die Geschichte der Honigbienen näher. In dem eigenen Bienengarten können sie zudem die Bienen vor Ort aus unmittelbarer Nähe betrachten und über die Tätigkeiten eines Imkers lernen. In Zukunft sollen die Kinder auch bei der Verarbeitung des Honigs, etwa beim Honigschleudern, helfen können. Und im September dreht sich beim stadtweiten Langen Tag der Stadtnatur im Kleingartenvereins Bochum Riemke alles um die Honigbiene, Umweltschutz und Natur. Damit es auch in Zukunft noch summt und blüht.

 

Felix Kannengießer

Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe Juli-August 2021 erschienen.

  • Ersteller:

    Dateiname: