
Bochums Städtepartnerschaft mit der japanischen Stadt Tsukuba
Auf einer Wellenlänge Städtepartnerschaft mit dem japanischen Tsukuba vereinbart
Nomen est omen: Tsukuba, „die Stadt, in der man die Zukunft der Welt sieht“, und die „Ermöglicherstadt“ Bochum wollen fortan voneinander profitieren. Am 25. November unterzeichneten Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und der Bürgermeister von Tsukuba (Japan), Dr. Tatsuo Igarashi, gemeinsam die Vereinbarung der Partnerschaft beider Städte. Mag die Entfernung auch immens sein, liegen beide Städte doch auf einer Wellenlänge. So soll der Wissenstransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft den Menschen beider Städte zugutekommen. Jungen Start-ups soll es leicht gemacht werden, Unternehmen außerhalb der Hochschule zu gründen und mit Forschungsergebnissen in Produktion zu gehen.

Tsukuba liegt 60 Kilometer nördlich von Tokio und hat knapp 241.000 Einwohner. In den 1960ern als „Stadt der Wissenschaft“ geplant, wurde Tsukuba ab 1970 nach Plan gebaut: Drei Universitäten, darunter die international renommierte Universität von Tsukuba, sowie etliche staatliche und private Forschungsinstitute zeichnen die Stadt aus. Die Einwohnerzahl steigt stetig, teilweise durch Eingemeindung von benachbarten Dörfern. Die Stadtentwicklung ist besonders darauf bedacht, neuen Wohnraum zu schaffen und bereits genutzte Flächen neu zu erschließen.
Seit einiger Zeit verbindet die Ruhr-Universität Bochum und die Universität von Tsukuba eine intensive Wissenschaftskooperation. Vor diesem Hintergrund leiteten Dr. Catherine Gregori, Referat für gesamtstädtische Angelegenheiten der Stadt Bochum, und Prorektorin Prof. Dr. Uta Hohn vom Lehrstuhl für Internationale Stadt- und Metropolenentwicklung an der Ruhr-Universität Bochum ein Treffen der Stadtoberhäupter beider Städte ein. Die Idee dahinter: Nach intensiver Vorbereitung und Konkretisierung eigener Ideen, Projekte und Ziele, diese gemeinsam zu definieren und festzulegen und folglich eine jahrelang bestehende Kooperation mit einer Städtepartnerschaft zu besiegeln. Bereits 2017 trafen sich Thomas Eiskirch und Dr. Tatsuo Igarashi und tauschten sich über die Themen Stadtentwicklung, Wirtschaft und Wissenschaft aus. Eine Übereinstimmung der Interessen wurde schon damals sichtbar.
Das besondere an der Städtepartnerschaft mit Tsukuba ist, dass sie sehr auf Wissenschaft und Wirtschaft fokussiert ist. Das unterscheidet diese Partnerschaft auch stark von den anderen.
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Bochum und Tsukuba sind Universitätsstädte, die sich gegenseitig im Sinne der Forschung befruchten wollen. Vor allem der Wissenstransfer in den Bereichen Stadtentwicklung, Wirtschaft, Gesundheitswesen und technischer Innovation soll nachhaltig gestärkt werden. Ein wichtiges Stichwort ist zudem „Social Innovation“. Forschungsergebnisse, die aus wissenschaftlichen Institutionen gewonnen werden, sollen für gesellschaftliche und medizinische Zwecke praktisch nutzbar gemacht werden, um beispielsweise medizinische Robotertechnik umzusetzen.
Hinzu kommen Pläne für die Stadt- und Wirtschaftsentwicklung, welche Start-ups einen einfacheren und effizienteren Einstieg ermöglichen sollen. Es werden Konzepte geschaffen, die jungen Unternehmen die Option geben, sich unabhängig von Hochschulen zu gründen und mit Forschungsergebnissen in die Produktion zu gehen. Auch menschlich scheint es zu stimmen: Die Bochumer Delegation, die zur Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung nach Tsukuba flog, bestand aus rund zwanzig Personen aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Medien und wurde herzlich von Bürgermeister Igarashi und stellvertretenden Bürgermeistern und Professoren der Universität Tsukuba empfangen.
Mit Tsukuba hat Bochum nun insgesamt fünf Partnerstädte. „Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war es wichtig, Beziehungen zu anderen Ländern zu stärken, um die Völkerverständigung zu verbessern und gemeinsame Ziele zu fördern“, merkt Dr. Catherine Gregori an. Folglich waren (internationale) Städtepartnerschaften eine hervorragende Grundlage, all dies zu fördern und sich gegenseitig zu unterstützen. Seinerzeit war es zudem aus finanziellen Gründen vielen Leuten verwehrt, andere Länder und ihre Städte zu bereisen und die Einwohner sowie ihre Kultur besser kennenzulernen. Städtepartnerschaften öffnen Türen nicht zuletzt deshalb, weil sie Reisekostenzuschüsse gewähren.
Die erste Partnerstadt Bochums wurde im Jahre 1950 Sheffield. Mit circa 550.000 Einwohnern zählt sie zu den größten Städten Großbritanniens. Über den Partnerschaftsverein „Freunde Sheffields e. V.“ hinaus gibt es einige zivilgesellschaftliche Begegnungen. So pflegen die Square-Dance-Clubs der Städte regen Kontakt und besuchen sich alle zwei Jahre, um gemeinsam ihrer Liebe zum Gruppentanz nachzugehen. Der Philharmonische Chor Bochum und der Philharmonic Chorus Sheffield standen zuletzt Februar 2019 gemeinsam für ein Projekt auf der Bühne. Im März 2020 wird der Bochumer Chor nach England reisen.
Eine weitere Städtepartnerschaft pflegt Bochum seit 1980 mit Oviedo. Die Stadt liegt im Norden Spaniens und hat circa 225.000 Einwohner. Oviedo ist geologisch besonders interessant, da der Bergbau – wie in Bochum – eine Stütze der heimischen Wirtschaft war. Für die Technische Hochschule Georg Agricola ein guter Grund, Oviedo als Ziel für Exkursionen ihrer Studierenden auszuwählen.
Im Osten der Ukraine liegt die Partnerstadt Donezk, die Bochum hinsichtlich ihrer Flächengröße und einer Einwohnerzahl von rund einer Million deutlich überragt. Die erst im Jahre 1869 gegründete Stadt ging die Städtepartnerschaft 1987 mit Bochum ein. Die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. fördert die Begegnungen zwischen Menschen aller Altersklassen und führt Hilfsprojekte für Donezk durch. Der Verein organisiert und unterstützt Projekte, die Bedürftigen, wie den von Armut oder schwerer Krankheit betroffenen Bürgern aus Donezk, zugutekommen. Um dies weiterhin gewährleisten zu können, sucht der Verein weiterhin nach Mitgliedern und helfenden Händen.
Die Thüringer Stadt Nordhausen ist Bochums einzige Partnerstadt innerhalb von Deutschland. Seit 1990 stehen die Städte in engem Kontakt und fördern die Begegnungen der jeweiligen Bürger. So besuchen sich die Bürger der Städte bei ihren Stadtfesten, wie zum Beispiel dem Bochumer Musiksommer und dem Nordhäuser Rolandsfest. In den Herbstferien 2019 organisierten Schüler aus den jeweiligen Partnerstädten gemeinsam ein Musical. Dieses wurde erst in Nordhausen und darauffolgend in Bochum aufgeführt.
„Das besondere an der Städtepartnerschaft mit Tsukuba ist, dass sie sehr auf Wissenschaft und Wirtschaft fokussiert ist. Das unterscheidet diese Partnerschaft auch stark von den anderen“, erklärt Dr. Lars Tata vom Referat des Oberbürgermeisters für gesamtstädtische Angelegenheiten. Allen gemeinsam ist jedoch die Völkerverständigung, die gestärkt wird. In diesen unruhigen Zeiten ein nicht zu unterschätzendes Ziel.
Veronique Meyer
Dieser Artikel ist in der BOMA-Ausgabe Januar/Februar 2020 erschienen.



Partnerschaftsvereine
Sheffield
Oviedo
Gesellschaft der Freunde der Städtepartnerschaft Bochum-Oviedo e.V.
T 0234 3246517
Donezk
Nordhausen
Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Bochum-Nordhausen
T 0234 471851
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